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Zwischen den (Kirchen-)Jahren

Eigentlich ist es „krass“, zweimal ein Jahr zu beginnen – so die Meinung einer Konfirmandin, als es um die Unterschiede des Kalenderjahres zum Kirchenjahr ging: Das Kalenderjahr beginnt am 1. Januar und endet am 31. Dezember, das Kirchenjahr beginnt ohne festes Datum mit dem 1. Advent und endet am Toten- oder Ewigkeitssonntag. Also endete das Kirchenjahr am gestrigen 26. November und es startet neu am 3. Dezember, dem 1. Advent. Ich hatte vergessen, die Konfirmandin  zu fragen, ob sie die Zeit „zwischen den Jahren“ kennt.  Die Tage zwischen Weihnachten und dem 31. Dezember, in denen Firmen ihre Inventur durchführen oder Menschen ihre persönliche Jahresbilanz ziehen. – Eine „Zwischenzeit“, um innezuhalten, im direkten und übertragenen Sinne Kassensturz zu machen und Bilanz zu ziehen. Ähnlich empfinde ich die Tage in dieser Woche als „zwischen den Jahren“. Am gestrigen Ewigkeitssonntag haben wir in unseren Gottesdiensten mit den Familien an ihre Angehörigen gedacht, die im vergangenen Kirchenjahr gestorben sind. Das ist ein besonderes Innehalten und sich Erinnern an das, was die gemeinsame Lebenszeit ausgemacht hat. Gemeinsam in der christlichen Glaubensgewissheit Trost finden, dass der Tod nur ein vorletztes Wort spricht, die Liebe Gottes das letzte Wort behält und zugleich das erste ist: Eine Liebe, in der die Verstorbenen und die Trauernden geborgen sind. Es braucht Zeit, eine Zwischenzeit, in der etwas ausklingen, bearbeitet, eingeordnet werden kann, bevor etwas Neues beginnt. Deshalb finde ich es gut, sogar zweimal „Zwischen den Jahren“ innehalten zu können – oder wie die Konfirmandin sagen würde: das ist eigentlich „krass“.