Beiträge

Zwei Wölfe und ein Schaf

Zwei Wölfe und ein Schaf treffen sich, um demokratisch abzustimmen, was es mittags zu essen gibt. Das Schaf möchte frisches, saftiges Gras. Die Wölfe dagegen wollen das Schaf fressen. Und weil die Wölfe zu zweit sind, das Schaf aber alleine, muss Letzteres also dran glauben. Alles ganz demokratisch. Die Mehrheit hat entschieden.

An diesem kleinen Beispiel wird deutlich: Auch Demokratie braucht Grenzen. Auch Mehrheiten brauchen Beschränkungen. Eine für mich besonders wichtige Beschränkung besteht dort, wo das Schutzbedürfnis von schwachen Menschen verletzt werden könnte. Selbst Mehrheiten dürfen nicht das Lebensrecht von Minderheiten beschädigen. Das hört sich ja völlig selbstverständlich an. Es wird aber immer neu kritisch, wenn es ins Detail geht.

Was soll das Schaf denn machen? Klar, theoretisch könnte es sich wehren, wenn die Wölfe nach der Mehrheitsentscheidung beschließen, es zu fressen. Aber rein praktisch hätte das Schaf nicht den Hauch einer Chance. Es ist also darauf angewiesen, dass es andere gibt, die ihm aktiv helfen. Die nicht sagen: Das geht mich ja jetzt nichts an.

Anders gesagt: Wir brauchen also Menschen, die offen dafür eintreten, dass das Recht Schwacher geschützt wird; die sorgfältig darauf achten, dass niemand untergebuttert wird, nur weil er sich nicht wehren kann.
Wir brauchen Menschen in der Gesellschaft, die sich dafür einsetzen, dass niemand unter Räuber fällt und dass denen, die doch unter Räuber gefallen sind, geholfen wird. Auch von mir.

So, wie Jesus es in seinem Gleichnis vom barmherzigen Samariter erzählt: Da ist ein Mann, den Räuber zusammenschlagen und ausrauben und dann am Wegesrand liegen lassen. Zwei gehen vorüber, der dritte, ein Samariter, also Ausländer, sieht das Elend und hilft.

Von Jesus und seinem Gleichnis kann ich lernen, auf meinen eigenen Lebensstil zu achten. Ich kann dann auch erkennen, wo ich derjenige bin, der zu wenig Rücksicht nimmt. Und ich kann zum Samariter werden, wenn Menschen leiden unter Unbarmherzigkeit, die es auch im Namen der Demokratie gibt.