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Zwei oder drei

Nur ein Gedankenspiel. Mal angenommen, ich wartete am kommenden Sonntagmorgen vergeblich auf Gottesdienstbesucher. Was würde ich dann tun? Ich stelle mir vor, es wird 10:05 Uhr. Der Organist sitzt an seiner Orgel. Die Küsterin hat dreimal die Glocken läuten lassen. Doch außer uns ist niemand zur Kirche gekommen. 450 Plätze bleiben leer.

Soll ich meine sieben Sachen packen? Den Gottesdienst ausfallen lassen – mangels Interesse? Soll ich mit Organist und Küsterin einen Kaffee trinken gehen und von alten Zeiten schwärmen? Oder würden wir zu dritt das tun, was eine Gemeinde sonst so macht, am Sonntagsmorgen: den Psalm miteinander beten, Kyrie und Gloria singen, und auf das Evangelium hören? Vielleicht kämen wir uns seltsam vor. Drei Hanseln in der leeren Kirche halten an den alten Formen fest. An Formen, die nach einer großen Gemeinde rufen. Formen, denen die Menschen abhanden gekommen sind. Vielleicht würden wir uns fragen, ob wir selbst gekommen wären, hätten wir nicht gerade Dienst.

Aber dann würden wir uns doch zusammen setzen. Statt der Orgel das Piano spielen. Vom Eingangswort bis hin zum Segen würden wir leiser sprechen, aufeinander hören. Wir würden die Lieder singen und schnell merken, Liturgie geht auch zu dritt. „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind“, sagt Jesus, „da bin ich mitten unter ihnen.“(Mt.18,20) Diese drei, das wären wir.

Wie gesagt: Es ist nur ein Gedankenspiel, aber es macht mir Mut. Ja wirklich! Nicht, weil eine leere Kirche mich begeistern würde. Oder weil es mir egal wäre, was über den Gottesdienst gedacht wird. Nein, es macht mir Mut, denn die Küsterin, der Organist und ich, wir drei wüssten nachher, dass wir nicht allein gekommen sind. Und bestimmt nicht allein deshalb, weil wir dafür bezahlt werden.