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Zutrauen und Geleit

Anhaltende Lastwagen, die habe ich als Grundschüler geliebt. Wir hatten in unserem Dorf eine einzige Ampel. Sie lag auf meinem Schulweg und hat den Übergang einer befahrenen Bundesstraße gesichert. Wenn direkt vor mir die schweren LKW zum Stehen gekommen waren, deren Räder allein mich schon überragten, und wenn dann mein Licht auf Grün gesprungen ist, dann habe ich mich stark gefühlt, und zugleich beschützt. Sicheren Fußes, ein bisschen so wie hinter Mose einst das Volk Israel, kam ich ans andere Ufer – und sicher in die Schule.

Aus heutiger Sicht finde ich meine Eltern ziemlich mutig. Im Straßenverkehr sind damals noch dreimal so viele Menschen wie heute gestorben. Trotzdem hat mir meine Mutter nach der ersten Woche zugetraut, den Schulweg alleine zu bestreiten. Meinen Geschwistern und mir früh Verantwortung geben, uns etwas zutrauen, das ist meinen Eltern wichtig gewesen. Immer wieder fanden sie für uns Aufgaben, die wir bewältigen konnten, die uns aber zunächst einmal forderten.

Heute weiß ich, dass der Mut meiner Eltern nicht von ungefähr gekommen ist, sondern aus der Bibel. Jedes Mal, wenn Gott darin dem Menschen zusagt: „Ich werde bei dir sein“ – und er sagt das ziemlich oft – dann sagt er damit zugleich: „Aber gehen musst du, handeln musst du, Verantwortung übernehmen musst du, Mensch.“ Zutrauen und Geleit gehen bei Gott zusammen. Das könnten Kinder auch heute noch erfahren, wenn sie alleine zur Schule gehen würden. Voraussetzung dafür ist aber, dass ihre Eltern sie lassen.