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Ziehwägelchen

Es gibt sie noch. Ältere Damen, die mit einem Ziehwägelchen zum Einkaufen gehen. Das ist zum einen schon mal aus ökologischer Sicht lobenswert. Zum anderen tun sie etwas für ihre Fitness.

Aber der wichtigste Nebeneffekt dieser Art des Einkaufs ist, so glaube ich, dass die Damen anderen auf dem Weg zu begegnen.

Der Nachbarin, einer alten Freundin, dem Spaziergänger, der jeden Tag zur gleichen Zeit seine Runde dreht. Und dann bleiben sie stehen und reden.

Ich kann mir gut vorstellen, dass der Gang zum Laden mit dem Ziehwägelchen vor allem diesem Zweck dient: Soziale Kontakte herzustellen und zu pflegen.

Ein kleiner Ausbruch aus der Einsamkeit des Alters.

Und diesen sozialen Kontakt kann man sogar jetzt noch ausüben – mit gebührendem Abstand zueinander.

Das ist dem Gottesdienstbesuch gar nicht mal so unähnlich. Die Hauptmotivation ist, Gottes Wort zu hören, zu beten und zu singen und sich selbst zu besinnen. Aber ein ganz wichtiger Nebeneffekt ist der Kontakt zu den anderen Gemeindemitgliedern. Das Gespräch vor und nach dem Gottesdienst ist von unschätzbarem Wert.

Vielleicht belächeln wir die Damen mit den Ziehwägelchen oder die doch meist älteren Menschen im Gottesdienst. Sie scheinen manchem ein Relikt aus eigentlich längst vergangener Zeit zu sein. Aber man kann von ihnen auch lernen, wie man sich so ganz nebenbei aus der Einsamkeit herausholen kann.