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Zettelkasten

Die Bibel ist kein Zettelkasten. Ich kann mir nicht wahllos irgendwelche Sätze aus ihr herausziehen, um meine Interessen zu untermauern. Auch, wenn das einfach wäre. Weil sich in der Bibel viele Sätze finden, mit denen ich viele Meinungen begründen könnte. Das gibt es zum Beispiel viele Sätze, die zum Respekt vor Fremden aufrufen. Auf der anderen Seite gibt es aber auch die Aufforderung, alles Fremde aus der eigenen Kultur und Religion herauszuhalten.

Es kommt immer auf den Zusammenhang der Sätze an. Denn die Bibel ist nicht vom Himmel gefallen. Sondern sie besteht aus Worten von Menschen. Diese Menschen haben in ihrer jeweiligen geschichtlichen Situation und Umwelt gelebt. Aus dieser konkreten Situation haben sie ihre Erfahrungen mit dem Glauben an Gott festgehalten. Wenn ihr Glaube bedroht gewesen ist, war das Ergebnis dieser Erfahrungen eher abgrenzend. Dann war es wichtig, die eigene Kultur zu schützen und zu bewahren. Wenn der Glaube dagegen nicht bedroht war, ist die Einstellung der Menschen offen und vielfältig gewesen. Das spiegelt sich dann auch in den Texten der Bibel wider.

Es gibt in der Bibel aber auch völlig zeitlose Sätze. Einer davon findet sich sowohl im Alten als auch im Neuen Testament. Bei Mose und bei Jesus: „Du sollst lieben den Herrn deinen Gott mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Denken – und deinen Nächsten wie dich selbst.“