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Zeitenwende

„Zeitenwende“ – das Wort des Jahres. Der brutale Angriff Russlands auf die Ukraine am 24. Februar hat in der Tat das ganze Jahr geprägt und vieles verändert: Gewissheiten, Einstellungen, Haltungen. Kaum ein Lebensbereich blieb in diesem Jahr davon unberührt. Energieknappheit, Lieferengpässe, Teuerung – die Liste ließe sich fortsetzen. So viel Krise war selten. Obwohl, eigentlich war immer so viel Krise, nur nicht bei uns. Als Militärpfarrer hatte ich in den letzten Monaten gelegentlich mit ukrainischen Soldaten zu tun, die bei uns ausgebildet werden. Junge und nicht mehr ganz junge Männer, die nach einigen Wochen zurück müssen an die Front. Die wissen, dass viele von ihnen sterben werden. Was soll ich da von unseren Krisen reden. Eingeholt worden sind wir also nicht zuletzt von der Wirklichkeit des Militärischen.

Die Welt ist, wie sie immer war. Wir können nur die Augen davor nicht mehr verschließen. Insofern ist gar keine Zeitenwende.

Im christlichen Sinne kann eine Zeitenwende ohnehin immer nur ein Wende zum Guten sein. Biblisch gesprochen: zum Heil. Nicht eine Wende zum Unheil, wie wir sie im Moment erleben.

„Als die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn“, schreibt der Apostel Paulus. Gott wird Mensch. Weihnachten. Das ist eine Zeitenwende! Gott teilt unser Leben, auch in allem Unheilvollen, bis hin zum Tod. Nicht, um vor Unheil und Tod zu kapitulieren, sondern um sie zu besiegen. Darauf darf sich jeder Mensch verlassen. Und sein Leben in dieser Hoffnung leben. Damit die Welt, die so ist, wie sie immer war, nicht so bleiben muss, wie sie ist.