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Zahnpasta

Leute gibt’s in der SaarBahn. Die tun, als wären Sie alleine da. Höchstens vierzehn dürften die beiden sein. Er groß, sie bauchnabelgepierct. Probleme werden laut gewälzt. Wer mit wem. Wer mit wem nicht. Und warum. Alles sehr, sehr wichtig.

Plötzlich sagt er halblaut: „Ich hab übrigens Deinen Block wiedergefunden. Du weißt schon. Wo du alles so reinschreibst. Ich habe aber nicht drin gelesen!”

„Waas?” kreischt sie sofort, „is ja suuper! Der is mir absolut heilig.”

Und fällt ihm um den Hals und küsst ihn kurz aber heftig mitten auf den Mund. Das ist ihm jetzt doch ein wenig peinlich. Vor allem, weil sie leicht über ihre Lippen leckt und sagt: „Eh, ich hab deine Zahnpasta geschmeckt!”

Meine Gedanken schweifen ab. Tja, das Küssen. Wie war das noch bei mir damals, beim ersten Mal? Und mir fällt ein, wie wir als Studenten im theologischen Seminar grübelten, was wohl der „Heilige Kuss” bei den ersten Christen war, und ob die wirklich so richtig…

Wie komm ich jetzt da drauf? Mitten in der SaarBahn?

Ach ja. „Heilig” sagte die Bauchnabelgepiercte. Und bei der letzten Abendmahlsfeier im Gottesdienst war hinterher Zahnpasta am Abendmahlskelch…