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Zäune

Eine wunderschöne Dünenlandschaft, das Meer im Hintergrund: Das sehe ich, als ich heute morgen meinen Kalender umblättere. Außerdem ist auf dem Foto noch ein Lattenzaun. Er trennt die Dünen von dem Weg zum Wasser. Unter dem Bild steht: „Jesus ist unser Friede, der den Zaun abgebrochen hat.“

Das hat mich nachdenklich gemacht. Zäune haben ganz aktuell ja Hochkonjunktur. Viele Länder auf der sogenannten Balkanroute haben Zäune gegen den Zustrom von Flüchtlingen errichtet. In Calais hindern meterhohe Zäune Flüchtlinge daran nach Großbritannien über zu setzen. Aber noch schlimmer als diese Zäune sind diejenigen in den Köpfen und den Herzen der Menschen. Errichtet durch Stammtischparolen und dem gezielten Schüren von Ängsten durch so manche Politiker. Nationalstolz ist da plötzlich wichtiger als Menschlichkeit. Und diejenigen, die angeblich das christliche Abendland und seine Werte verteidigen wollen, scheren sich keinen Deut um das, was Jesus Christus gesagt und vorgelebt hat. Denn er hat sich nicht hinter Zäunen versteckt, im Gegenteil. Er ist auf Menschen zugegangen. Hat mit ihnen geredet, gegessen, getrunken und – da, wo es nötig war – hat er ihre Not gelindert. Auf diese Weise hat er Brücken gebaut zwischen Menschen. Darauf kommt es Jesus an. Darum will ich es als Christ Jesus genau das nachmachen.

In einem Kirchenlied heißt es: Herr, gib mir Mut zum Brücken bauen, gib mir den Mut zum ersten Schritt, lass mich auf Deine Brücken trauen, und wenn ich gehe, gehst Du mit. Dieses Lied sagt mir: Gott ist mit denen, die den Dialog suchen, die Brücken bauen, wo alle nur tiefe Gräben sehen. Gott gibt denen Kraft, die am Weg des Miteinanders festhalten. Ja, es erfordert Kraft und Mut immer wieder aufeinander zuzugehen. Es ist mühsam und es mag immer wieder auch Rückschläge geben. Doch nur so ist menschliches Zusammenleben möglich. Ob in Deutschland, in Europa oder egal wo auf der Welt.