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Wutlos mutig

„Gewaltloser Widerstand ist keine Methode für Feiglinge. Es wird Widerstand geleistet. Die Methode ist körperlich passiv, aber geistlich stark aktiv.“

Martin Luther King, der amerikanische Bürgerrechtler, hat diese Ideen vor 50 Jahren formuliert. Mit ihnen war es seiner Bewegung gelungen, die Rassentrennung im öffentlichen Busverkehr der USA zu überwinden. Allein durch gewaltlosen Widerstand, durch Protest ohne Aggression.

Mich fasziniert bis heute, wie Kings Gedanken die übliche Logik von Streit und Wut durchtrennen. Die meisten Menschen sagen ja entweder gar nichts und lassen alles mit sich machen oder sie bekämpfen den Gegner mit aller Wut. Dagegen heißt es bei King: „Gewaltloser Widerstand will den Gegner nicht vernichten oder demütigen, sondern seine Freundschaft oder sein Verständnis gewinnen.“ Es ging ihm darum, Menschen zu gewinnen, nicht darum, sie zu besiegen. King nennt den gewaltlosen Widerstand geistlich stark aktiv. Denn es bedeutet innere Arbeit, sich nicht von seinen Gefühlen leiten zu lassen. King wörtlich: „Im Mittelpunkt der Lehre vom gewaltlosen Widerstand steht das Gebot der Liebe.“

Martin Luther King hatte ein zukunftsweisendes Bild vom politisch aktiven Menschen. Für die Haltung, die unsere Zeit mit dem Begriff „Wutbürger“ bezeichnet, war darin kein Platz. Im April 1968 wurde King erschossen. Heute wäre er 89 Jahre alt geworden.