Wunderbar geschaffen (Ps. 139,14)
Morgen Abend starten in Paris die Olympischen Spiele. Für gut zwei Wochen kämpfen die besten Athletinnen und Athleten der Welt um Gold, Silber und Bronze – oder um die persönliche Bestleistung. Auch im Saarland haben sich junge Menschen auf diesen Höhepunkt ihrer sportlichen Karriere vorbereitet.
Ich werde am Bildschirm sitzen und mitfiebern, mich mitfreuen und auch mit-enttäuscht sein. Ich werde staunen, wozu Menschen fähig sind. Und ich werde einmal mehr spüren, wie weit entfernt meine eigene Sportlichkeit von solcher Weltklasse ist.
Als Kind fand ich das schlimm. Die Plätze auf dem Treppchen waren für andere reserviert – unerreichbar. Heute sehe ich das entspannter.
Ein Gebet in der Bibel sagt: „Ich danke Dir Gott und staune, dass ich so wunderbar geschaffen bin.“ Wunderbar geschaffen – ich, die lahmste Ente meiner Klasse? Warum kann ich ohne Übertreibung von mir sagen, ich sei wunderbar?
Klar, in den Augen der Menschen zählt zuallererst die Leistung. Das werden wir ab Morgen in Dauerzeitlupe sehen können. Spitzenleistungen erzählen von Begabung, Disziplin und Nervenstärke, um im richtigen Moment alles abrufen zu können. Das ist jede Bewunderung wert.
Aber in den Augen Gottes macht Leistung keinen Menschen wunderbarer oder wertvoller als einen anderen. Was wir können, ist wichtig. Wir dürfen es in den Dienst aller stellen. Doch was uns ausmacht, ist nicht, dass wir etwas können, was andere nicht können. Was uns vor Gott ausmacht, ist das „Wunder Mensch“ an sich.
Dass es uns auf diesem kleinen Planeten überhaupt gibt, das ist so unwahrscheinlich, dass dagegen alle Leistungsunterschiede verblassen. Darum darf jede und jeder mitsprechen, ohne zu viel oder zu wenig von sich zu halten: „Ich danke Dir Gott und staune, dass ich wunderbar geschaffen bin.“
Irgendwann wird die olympische Fackel verloschen und der Bildschirm ausgeschaltet sein. Das Staunen über mich selbst wird mir helfen, dann aus meinen eigenen Fähigkeiten etwas zu machen, ganz gleich, von welchem Punkt ich starte.
Ab morgen kämpfen also wieder die besten ihrer Sportart um die Medaillen. Ich werde gerne zuschauen und davon träumen, dass eines Tages Olympische Spiele, Paralympics und Special Olympics gemeinsam stattfinden – als das eine große Fest des Staunens über den wunderbar geschaffenen Menschen, und was er alles kann.
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