Wunder der Natur

Über eine Blume staunen oder eine kleine Raupe bewundern – bei Kindern ist das selbstverständlich. Bei Erwachsenen aber sieht das oft anders aus. Sie staunen zwar auch. Aber wohl eher über die neuesten Errungenschaften der Technik, über große Ereignisse im Weltgeschehen, über aktuelle Fortschritte der Medizin oder eine spannende Europameisterschaft im Fußball.

Was in der Natur passiert, lässt viele eher kalt. Dabei ist die Natur voll von bezaubernden und verblüffenden Geheimnissen und Wundern. Wenn ich genau hinsehe, finde ich auf meinen alltäglichen Wegen immer wieder Kleinigkeiten, die mein Herz höher schlagen lassen. Ein Tautropfen am Grashalm, ein Flecken voller Buschwindröschen im Frühling, die Schäfchenwolken am Himmel, das Lächeln eines Kindes. Inmitten aller Geschäftigkeit und Hektik nehme ich den winzigen Löwenzahn wahr, der sich durch die steinige Mauer den Weg ins Leben bahnt. Eins von vielen kleinen Wundern der Schöpfung, die sich gerade in diesen Frühlingstagen ihre Bahn brechen.

Neulich ist mir eine Postkarte ins Auge gefallen. Darauf stand: „Wir sollten viel öfter etwas tun, das kein Ziel verfolgt, keine Eile hat und sich nicht lohnen muss.“ Dazu zähle ich, sich die Muße zum Innehalten zu gönnen und über die kleinen Wunder in Gottes Schöpfung zu staunen. Das ist Balsam und Nahrung für die Seele! Und das brauche ich. Gerade in einer Welt der Termine und des Zeitdrucks muss ich meine Seele pflegen. Gott will nicht, dass ich ständig über meine Grenzen hinausgehe, mich überfordere und unter Stress den Blick für die schönen Dinge im Leben verliere. Gott schenkt mir seine Schöpfung zur Besinnung, Freude und Erholung. Wenn ich den Zug der Wolken beobachte, denke ich daran: Wie unbeschwert kann doch das Leben sein! Gott gibt verschwenderisch, im Überfluss!

Die in diesen Tagen aufblühende und geradezu explodierende Natur kann mir helfen, auf Gottes Schöpfung zu schauen und zu staunen. Ich lerne dankbar zu sein und zu beten. So wie es ein Psalmbeter bereits im Alten Testament getan hat: Ich danke Gott für seine Schöpfung; wunderbar sind seine Werke; das erkennt meine Seele!