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Würstchen-im-Schlafrock-Tag

Heute ist der internationale  „Würstchen im-Schlafrock-Tag“. Wer das Gericht nicht kennt: Meist sind es Kalbwiener, die von einer Teigtasche umhüllt sind. Vom Würstchen sieht man in aller Regel nichts. Genau das war auch die Idee, als man die Würstchen im Schlafrock erfunden hat. Das war nämlich in der Fastenzeit vor Ostern, in der gläubige Menschen ja kein Fleisch essen. Also hat man das Fleisch unter Teig versteckt. So sieht es der liebe Gott ja nicht und schon kann man sich ans Fastengebot halten und bekommt trotzdem die tägliche Portion Wurst. Mit den Maultaschen in Schwaben  ist es übrigens ähnlich, deswegen heißen die ja auch „Herrgottsbescheißerele“. Ob die saarländischen „Gefillde“ ebenfalls auf diese Tradition zurückgehen, ist allerdings nicht bekannt.

Aber unabhängig davon: Ich finde es ja rührend, dass man denkt, Gott so simpel bescheißen zu können. Wenn eine Teigtasche schon ausreichen würde, damit Gott nicht die Wurst dahinter sieht, wie soll er dann in die tiefe meiner Seele blicken und sehen können, was mich bedrückt und belastet? Wenn ich faste, dann tue ich das für mich und wenn ich dann betrüge, dann betrüge ich nur einen – nämlich mich selbst. Mit dem lieben Gott hat das wenig zu tun. Der sieht in meine tiefsten Tiefen – nur deswegen kann er mich ja beschützen und begleiten. Und von einem Würstchen im Schlafrock lässt der sich sicherlich nicht in die Irre führen. Auch wenn es zugebenermaßen gut schmeckt.