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Worte

„Was können eigentlich Worte?“, frage ich meine Schüler.  Häh? Was soll ein Wort schon können? Diese etwas genervte Antwort lese ich erst in ihren Augen, doch dann beginnen Sie nachzudenken. „Ich finde, dass Worte sehr verletzend sein können“, sagt eine. „Ja, gerade auf der Arbeit fallen manchmal ganz harte Worte, die treffen mich“, sagt ein anderer. „Worte, die mich verletzt haben, Worte, die ich vor langer Zeit gehört habe und die mich immer noch beschäftigen und mich angreifen.“ „Ja“, sagt seine Banknachbarin, „das stimmt, ich weiss, was Du meinst. Und das ist nicht einfach so, das tut richtig weh, hier!“ Sie zeigt auf ihre Brust. „Das tut mir immer noch in der Seele weh, ich kann diese Worte nicht vergessen.“ Betretende Stille im Klassenraum. „Und doch sind es nur Worte,“ sagt sie. „Ja, das ist erstaunlich“, antwortet er.

„Erinnert Ihr euch denn auch an schöne Worte“, frage ich? Schweigen, das scheint irgendwie viel schwerer zu sein. „Ich weiss nicht, ich erinnere mich nicht“, antwortet einer. „Mmmh, das ist schwierig, aber vielleicht doch. Es gibt zum Beispiel Worte von meiner Oma. Die hat mich immer gelobt und hat auch ganz viele Witze gemacht, sie konnte tolle Geschichten erzählen und manchmal hat sie auch ganz laut gelacht, das habe ich immer noch in meinen Ohren, das ist schön.“ Wir überlegen weiter und suchen nach Worten und Sätzen, die guttun, die uns bestärken, nach vorne bringen, die wertschätzend sind und hoffen lassen.

Schließlich erzähle ich den Schülern von einer wahren Meisterin für ermutigende und hoffnungsvolle Worte. Ich meine die Bibel. Da gibt es zum Beispiel einen Vers, der jetzt gerade in der Adventszeit seinen Platz hat. Der Prophet Jesaja sagt: „Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell. Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, auf dass seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende.“ Es sind nur Worte. Aber es sind Worte mit einer starken Botschaft. Für Frieden, Liebe und Hoffnung. Ganz einfach und ganz klar.

Am Ende der Stunde sagt ein Schüler: „Toll, das es diesen Vers gibt. Und toll, dass Sie uns davon erzählt haben.“ Und ich denke: Toll, dass Du mir gerade so tolle Worte gesagt hast“