Beiträge

Wo sind wir und wo ist das Problem?

Wo sind wir und wo ist das Problem?

Ich weiß es noch, als wäre es gestern gewesen: wie ich entgeistert meinen damals sechsjährigen Sohn ansehe. Wir stehen im Eingangsbereich der Autobahnraststätte „Dannstadt-Ost“ und schauen auf die dort hängende Deutschlandkarte. Es ist der 28. Dezember 2001. Es schneit seit Stunden ohne Unterbrechung. Die Fahrbahnen sind unter einer dicken Schneedecke verschwunden. Wir sind schon einige Male mit dem Wagen gerutscht. Ich bin aufgeregt, ängstlich, unsicher. Ich habe die Verantwortung dafür, dass wir gut nach Hause kommen. Da es keine Möglichkeit gibt, auf dem Weg ins Saarland die Pfalz zu umfahren, entscheiden wir uns, es zu wagen…

Wo sind wir und wo ist das Problem? Dieser Satz ist in unserer Familie seit diesem Tag eine geläufige Redensart. Er hilft mir in Situationen, in denen ich das Gefühl habe, die Kontrolle zu verlieren. Dann ist es für mich wichtig, erst einmal meinen Standort zu bestimmen. Einen Schritt aus der Situation raus zu gehen, mich quasi von außen zu betrachten. Wo stehe ich, was ist meine aktuelle Position. Um dann besser einschätzen zu können, was das Problem ist.

Wie die Geschichte damals ausging? Nun, kurz vor dem Anstieg in die Pfalz wurde die Autobahn total gesperrt. Wir mussten in Grünstadt abfahren, konnten einen Hotelbesitzer überzeugen, sein Hotel, das eigentlich zwischen den Feiertagen geschlossen war, für uns Gestrandete zu öffnen. Wir haben eine gute Nacht dort verbracht. Am folgenden Tag war der Spuk vorbei, und wir konnten auf geräumten Straßen sicher unser Ziel erreichen.