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Wo denn nun?

Eigentlich war es ein ganz normales Abendessen. Freunde waren zu Besuch, es gab Lasagne und wir haben viel geredet und gelacht. Aber irgendwann – so kurz nach dem Espresso etwa – wurde es dann hitzig. Zwar nur ein kleines bisschen, aber trotzdem spürbar. Es ging um die Frage, wie und wo jeder von uns den Heiligen Abend und die Feiertage verbringt. Gut, bei mir als Pfarrer war die Antwort keine wirklich große Überraschung: Ich verbringe den Heiligen Abend zu einem großen Teil in der Kirche. Anschließend dann Essen und Bescherung zuhause.

Aber einer aus der Runde hat gesagt, dass er über Weihnachten auf die Kanaren fliegt. Warmes Wetter und baden inklusive. Was dann folgte, war eine Diskussion darüber, wo man denn am besten Weihnachten feiert. Mit Cocktails am Pool und unter Palmen oder doch lieber mit Früchtetee, Glühwein, Lebkuchen und Erkältungsbad hier in Deutschland. Nach einigem hin und her hieß es dann in meine Richtung: „Du bist doch hier der Pfarrer, jetzt sag Du doch mal, was richtig ist. Du musst das doch wissen.“ Ich hab also plötzlich– im wahrsten Sinne des Wortes – zwischen den Stühlen gesessen.

„Ich persönlich finde es gut, wenn Menschen an Heilig Abend und über Weihnachten zuhause bleiben und nicht in den Urlaub fahren“, hab ich gesagt. „Genauso wie ich es umgekehrt aber auch gut finde.“ Die frohe Botschaft, die von Weihnachten ausgeht und auf die sich Christen im Advent vorbereiten, ist ja nicht an einen bestimmten Ort gebunden. Die gilt überall auf der Welt, bei allen erdenklichen Temperaturen.

Gott lässt uns Menschen nicht allein, sondern wird selbst wird einer von uns. Frierend und wehrlos liegt er in der Krippe. Das zeigt, dass Gott mitten unter uns Menschen leben möchte. Genau das hat Jesus in seinem Leben auch immer wieder deutlich gemacht. Er hat  mit Menschen gegessen und getrunken, er hat Kranke geheilt, hat sich mit denen unterhalten, mit denen sonst keiner was zu tun haben wollte. All das hat angefangen in einem Stall in Bethlehem. Die Temperatur ist dabei nicht entscheidend. Entscheidend ist, DASS es geschehen ist.

Ob diese Antwort meine Gäste überzeugt hat? Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall aber war das Thema damit erledigt. Der Abend ist ganz entspannt weitergegangen. Und das ist doch auch schon mal was.