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Willkommenes Geschenk

Es ist ein nicht ganz rundes Jubiläum, aber trotzdem erwähnenswert: Vor 125 Jahren wurde die Sonntagsarbeit verboten. Seit Kaiser Konstantin war der Sonntag 1500 Jahre lang verbindlicher Feiertag gewesen. Die Industrialisierung hebelte diese Regelung aus, bis sie Ende des 19. Jahrhunderts wieder gesetzlich festgelegt wurde. Schon die ersten Seiten der Bibel erzählen: Gott hat die Welt in sechs Tagen erschaffen. Weil er am siebten Tag ruhte, tun es die Menschen auch. Der siebte Tag der Bibel ist der jüdische Sabbat, unser Samstag. In Israel heißt das: geschlossene Geschäfte und Restaurants, kein öffentlicher Nahverkehr. Strenggläubige drücken nicht einmal einen Lichtschalter.

Eine solche Ruhe scheint vielen von uns undenkbar. Der Sonntag als Pause bringt die große Gelderzeugungsmaschinerie aus dem Tritt, er scheint aber auch vielen Normalbürgern gegen den Strich zu gehen. Viele können den Sonntag offenbar nur genießen, wenn andere arbeiten. Wenn nicht, können sie sich über dieses Geschenk gar nicht richtig freuen. Aber der gemeinsame Feiertag soll ein Geschenk für alle sein. Er schützt all die vielen Menschen, die nicht aus eigener Macht heraus frei über ihre Zeit entscheiden können. Dieses Geschenk nutzen nicht alle, und bestimmt nicht alle sinnvoll. Es gibt auch Menschen, deren Arbeit auch oder gerade am Sonntag gebraucht wird. Aber nur weil Regeln Ausnahmen haben, muss man nicht die Ausnahme zur Regel machen.

Ich wünsche Ihnen, dass Ihnen dieser Tag des Verschnaufens und der Besinnung erhalten bleibt, auch wenn Sie im Augenblick vielleicht anderer Ansicht sind.