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Wie gelähmt

Wer mich kennt, würde mich niemals als schüchtern oder zurückhaltend beschreiben. Eine Bekannte hat mal ungläubig gelacht, als ich sagte: „Weißt du, ich bin eher introvertiert.“

Und so sitze ich neulich auf einer Feier alleine in der Ecke des Raumes. Und fühle mich total fehl am Platz. Die anderen reden, lachen, haben Spaß. Ich könnte einfach aufstehen und mich dazusetzen. Aber ich traue mich irgendwie nicht. Vielleicht wollen sie ja lieber unter sich sein? Wenn sie mit mir reden wollen würden, dann würde mich bestimmt jemand rufen oder sich zu mir setzen. Gefangen in meinen Gedanken bleibe ich einfach sitzen.

Ich bin wie gelähmt. Ich möchte nicht auffallen, nicht zu laut sein.  Aber auch nicht unhöflich oder desinteressiert wirken. Was denken die anderen über mich, wenn ich hier so allein sitze? Die Dynamik größerer sozialer Gruppen verunsichert mich.
Ich schaue quer durch den Raum. Am anderen Ende sitzt eine junge Frau allein und schaut zu der Gruppe, die redet und lacht. Ich gebe mir einen Ruck, stehe auf und setze mich zu ihr. „Bist du auch ein bisschen überfordert gerade?“ frage ich lächelnd. Sie lacht und nickt. Wir sitzen nebeneinander und beobachten die anderen. Sofort fühle ich mich weniger einsam. Nach einer Weile unterhalten wir uns. Vielleicht stehen wir irgendwann auf und mischen uns unter die Menge. Vielleicht auch nicht. Aber das ist dann auch okay.