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„Wer wird uns Gutes sehen lassen?“

In diesen Tagen wünschen wir uns oft ein „gutes“ neues Jahr. Aber was macht ein Jahr zu einem „Guten“, frage ich mich? War 2020 trotz der Pandemie ein gutes? Wohl für alle, die von dem Virus verschont geblieben sind, von Arbeitslosigkeit, Krankheit oder Trauer über verstorbene Angehörige.

Ein anderer Wunsch, den ich zum Jahreswechsel oft gehört habe, ist: „Bleiben Sie gesund“: – aber ist ein Jahr nur dann gut, wenn wir von Krankheit und Leid verschont bleiben? Kann nicht auch ein kranker Mensch subjektiv ein gutes, erfülltes Jahr erleben? Etwa dann, wenn er die tiefe, menschliche Erfahrung von Hilfe und Trost macht, wenn er die Nähe und Zuwendung von Freunden und Familie erfährt?

Vor diesem Hintergrund kann auch ein schweres Jahr wie das letzte, ein Jahr voller Herausforderungen, Enttäuschungen und Abschieden ein gutes Jahr sein, wie Dietrich Bonhoeffer es einmal formuliert hat:

„Da die Zeit das kostbarste, weil unwiederbringliche Gut ist,

beunruhigt uns bei jedem Rückblick der Gedanke etwa ver-

lorener Zeit, in der wir nicht als Mensch gelebt, gelernt, ge-

nossen und gelitten hätten. Verlorene Zeit ist leere Zeit!“

Ein Jahr kann also „gut“ sein, wenn da wertvolle Begegnungen sind, die mir Kraft geben, die mir Mut machen, wenn da Menschen sind, denen ich etwas bedeute und die Anteil an meinem Leben nehmen!

So fragt auch der Beter von Psalm 4: „Wer wird uns Gutes sehen lassen?“ Er hat wohl auch eine Zeit hinter sich, in der Ängste und Zweifel übergroß geworden sind und ihn die Ungewissheit vor der Zukunft bedrückt.

Aber er gibt uns keine banale Antwort wie etwa vom „Licht am Ende des Tunnels“ oder „am Horizont“, sondern verweist auf das tiefe Vertrauen, bei Gott geborgen zu sein. Ein Vertrauen, das uns innerlich zur Ruhe kommen lässt.

E r  wird uns Gutes sehen lassen, sagt er, „denn allein Du, Herr, hilfst mir…, der Du mich tröstest in Angst…Lass´ leuchten über uns das Licht Deines Antlitzes!“

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Und wir haben doch gerade erst an Weihnachten das Licht von Bethlehem gesehen, das auch unsere dunklen Tage hell gemacht hat und das uns in dem Kind in der Krippe Gottes Antlitz entdecken ließ! So wünsche ich mir auch für dieses neue Jahr mit dem österreichischen Dichter Peter Rosegger:

„Ein bisschen mehr Friede

und weniger Streit,

Ein bisschen mehr Güte

und weniger Neid,

Ein bisschen mehr Liebe

und weniger Hass,

Ein bisschen mehr Wahrheit –

Das wäre was !

Statt so viel Unrast

Ein bisschen mehr Ruh´ ,

Statt immer nur Ich

Ein bisschen mehr Du,

statt Angst und Hemmung

Ein bisschen mehr Mut,

und Kraft zum Handeln –

Das wäre gut !

 

 

In diesem Sinne kann vielleicht auch 2021 für uns alle ein „gutes neues Jahr“ werden!