Beiträge

Wer so parkt, gehört erschossen?!

„Wer so parkt, gehört erschossen.“ Diese Worte standen auf einem Zettel, den eine Frau aus unserer Kirchengemeinde am letzten Sonntag hinter dem Scheibenwischer ihres Autos gefunden hat. Als sie mir den Zettel gezeigt hat, musste ich ihn zweimal lesen, um sicher zu sein, dass ich mich nicht täusche: „Wer so parkt, gehört erschossen.“

Was war passiert? Vor der Evangelischen Stadtkirche in Sankt Wendel liegt der Parkplatz der Kirchengemeinde. Er ist als Privatparkplatz ausgewiesen. Daran halten sich allerdings nicht alle. Manche nutzen diesen Parkplatz gerne auch mal, um kostenlos in Citynähe das Auto abzustellen. Am vergangenen Sonntagmorgen nun parkt die besagte Frau ihr Auto auf diesem Parkplatz. Da die ausgewiesenen Parkplätze belegt sind, stellt sie ihr Auto etwas seitlich zu den anderen ab, ohne diese beim Ausparken zu behindern. Ohnehin geht sie davon aus, dass die geparkten Wagen zu Menschen gehören, die wie sie den Gottesdienst besuchen. Als die Frau nach dem Gottesdienst wieder aus der Kirche kommt, ist der Parkplatz bis auf ihr Auto wieder leer. Allerdings klemmt hinter ihrem Scheibenwischer der besagte, handgeschriebene Zettel: „Wer so parkt, gehört erschossen.“

Natürlich nehme ich nicht an, dass die Person, die das geschrieben hat, ihre Worte in die Tat umsetzt. Aber auch wenn diesen Worten keine Taten folgen – oder sie gar als eine merkwürdige Form einer vermeintlich ironisch-sarkastischen Äußerung verstanden werden wollen – für mich sind sie unhaltbar. So können wir nicht miteinander umgehen. Warum schreibt jemand solche Worte? Offensichtlich hat der Verfasser oder die Verfasserin sein bzw. ihr Auto ja ausparken können. Okay, vielleicht musste die Person mehrmals vor und zurück rangieren. Aber rechtfertigt das etwa eine solche Wortwahl? Ist da jemand nur gedankenlos? Oder grob und respektlos? Fehlt es der Person grundlegend an Einfühlungsvermögen? Denn der letzte Sonntag war auch der Tag, an dem mit einem ökumenischen Gottesdienst und mit einem Staatsakt an die Opfer des Todesschützen in München gedacht wurde, an neun Menschen, die erschossen wurden.

„Wer so parkt, gehört erschossen!“ Sprache weist auch immer auf den zurück, der etwas sagt oder schreibt. Deshalb: Ich wünsche dem Verfasser oder der Verfasserin dieser Worte, dass  er oder sie bald Nachhilfe bekommt. In Empathie und Mitmenschlichkeit.