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Wenn ich in Rente bin…

„Wenn ich in Rente bin,“ hat mir ein befreundeter Handwerksmeister erzählt, „dann kaufe ich ein Wohnmobil und reise zusammen mit meiner Frau durch Europa. Das ist unser Traum“.

„Wenn ich in Rente bin …“ – solche Halbsätze kenne ich gut. Von mir selbst auch.

Einer meiner Lieblingshalbsätze lautet: „Wenn es bei der Arbeit etwas ruhiger ist.“

Ich tue so, als könnte ich Teile meines Lebens in die Kühltruhe legen und später portionsweise wieder auftauen. Dass das nicht funktioniert und sich die Welt verändert, ja das Leben verletzlich und begrenzt ist, merke ich immer wieder. Aber im Alltag ist mir das oft nicht bewusst.

Das Problem kannten die Menschen schon vor über 2.000 Jahren. In der Bibel wird sehr bildhaft von einem damaligen Zeitgenossen beschrieben, dass Menschen schneller alt werden, als sie es sich vorgestellt haben und wie vergänglich das Leben ist.

„Genieße das Leben und sei glücklich, solange du jung bist!“ schreibt er.

Er meint damit keine verantwortungslose Spaßkultur. Niemand soll später bereuen müssen, was er getan und wie er gelebt hat. Das gilt aber auch umgekehrt: Niemand soll sich in jungen Jahren schon unter einem Berg von Pflichten begraben und glauben, dass sich die eigenen Träume später noch verwirklichen lassen.

Diese Erkenntnis hatte auch mein Freund, besser gesagt seine Frau. Denn nachdem sein Geschäftspartner mit Mitte 50 am plötzlichen Herztod gestorben war, hat sie gefragt, ob es nicht doch klüger wäre, das Wohnmobil jetzt zu kaufen. „Und weißt Du was?“ hat er zu mir gesagt, „das war die beste Entscheidung!“. Mein Freund hat nicht die Firma aufgegeben, aber die beiden fahren jetzt an Wochenenden und auch mal eine Woche abschnittsweise die große Europatour.

Das macht mir Mut, auch selbst immer mal inne zu halten und zu überlegen, was von meinen Träumen ich heute schon umsetzen kann, Schritt für Schritt.