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Wenn einer sagt, ich mag dich, du

„Wie können Sie überhaupt noch an die Kirche glauben?“ Diese Frage hat mir eine aufgebrachte Dame einmal nach dem Gottesdienst gestellt. Ja, berechtigt: Bei all den Skandalen, bei allem, was gerade schiefläuft – wie kann ich für diese Kirche überhaupt noch einstehen wollen?

Ich hab‘ ihr dann von früher erzählt. Nicht, weil früher alles besser gewesen wäre, sondern weil ich früher oft als Teamer auf Jugendfreizeiten gefahren bin. Einmal, da haben wir drei schwere Jungs dabeigehabt. Das war in Kroatien. Alle drei mit mehr Vorstrafen, als man ihnen mit 16 jemals zugetraut hätte. Alle drei sind durch alle sozialen Netze gefallen. Und alle drei sind schon lange von Familie und Freunden aufgegeben worden.

Aber auf der Freizeit ist irgendetwas passiert. Genau beschreiben kann ich es gar nicht. Aber irgendwann saßen die drei im Schatten und haben völlig schief auf einer Gitarre versucht, das Kirchenlied „Wenn einer sagt ich mag dich du“ zu spielen. Unfassbar. Heute ist einer Erzieher, einer Sozialpädagoge und der dritte Krankenpfleger.

„Wie können Sie überhaupt noch an die Kirche glauben?“ hat mich die Dame gefragt. Und die Antwort ist für mich ganz einfach. „Wegen der Menschen“. Ja. Menschen sind kompliziert. Und Menschen treffen nicht immer die besten Entscheidungen. Aber gemeinsam können Menschen eine Gemeinschaft bilden, die wirklich trägt.

Und der Gemeinschaft in der Kirche wohnt auch heute noch eine Kraft inne, die Leben fundamental verändern kann. Eine Kraft, die Fehler verzeiht und die einen Neuanfang möglich macht. Und einen Gott, der all diejenigen sucht, die alle anderen schon lange aufgegeben haben. Und wenn sie noch so schief singen.