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Weltanschaulich flexibel

Neulich war ich auf der Suche nach einem Mitbringsel für einen Freund. Er ist ein bisschen fernöstlich unterwegs, also dachte ich an eine Buddha-Statue – gerne leicht kitschig, denn als Christin will ich ja ein wenig ironische Distanz wahren.

Im Sommer sieht man solche Figuren praktisch überall – sollte also nicht allzu schwer sein, was Nettes zu finden. Von wegen! Die Läden sind seit Wochen voll mit Vorweihnachtlichem – aber Buddhas? Nichts zu machen.

In einem kleinen Dekoladen habe ich schließlich hinter Engeln, Christbaumkugeln und Adventskränzen doch noch eine klitzekleine Buddha-Figur gefunden. An der Kasse hat die Verkäuferin dann gemeint: „Die Leute sind heutzutage eben weltanschaulich flexibel – im Sommer kauft man Buddhas, im Winter Engel“.

„Weltanschaulich flexibel“, das trifft es. Aber diese Flexibilität gibt es nicht erst seit kurzem. Weihnachten ist ein gutes Beispiel dafür: Warum feiern wir das ausgerechnet jetzt im Dezember? Ganz einfach: Weil die Heiden da so ein cooles Fest hatten.

Germanen und Kelten haben am Tag der Wintersonnenwende das Geburtsfest der Sonne gefeiert. Das Christentum machte daraus den Geburtstag des Christkinds, mit dem Ziel, möglichst viele Menschen bei einem vertrauten Ritus abzuholen und für die neue Religion zu begeistern. Aber auch andere Religionen schauten gerne mal über den Tellerrand und haben fremde Bräuche in die eigenen Traditionen integriert.

Heute bauen sich viele Menschen aus Versatzstücken unterschiedlicher Weltanschauungen ihre ganz eigene Religion zusammen. Etwas christlich-jüdische Tradition, buddhistische Sinnsprüche, die Hand der Fatima als Glückssymbol aus dem Islam – vor Weihnachten werden einfach die Figuren im Regal ausgetauscht. Muss man nicht gut finden, ist aber so.