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Weihnachtsstimmung?

Ich bin mir nicht ganz sicher, woran es liegt, aber in diesem Jahr, da will die Weihnachtsstimmung bei mir einfach nicht so richtig aufkommen.

Ich bin sonst immer einer der ersten, der die heimischen vier Wände voller Vorfreude in ein Winter-Wonder-Land verwandelt. Aber in diesem Jahr herrscht bei mir einfach nur gähnende Normalität. Das schon Treffen mit den Freunden auf dem Weihnachtsmarkt ist sonst immer mein ganz persönliches Highlight im Advent gewesen. Aber in diesem Jahr war es einfach nur irgendwie unangenehm feucht. Sonst hab‘ ich alle Weihnachtsgeschenke schon immer im Herbst zusammen, schön verpackt und bis zur Bescherung sicher versteckt. Aber in diesem Jahr google ich gerade, wie lange die Geschäfte jetzt am Wochenende noch offen haben.

Ach, und selbst der Blick aus dem Fenster lässt mich eher regennass seufzen anstatt auf die weiße Weihnacht zu hoffen. Und da helfen weder Plätzchen, Adventskranz, noch die tausendste Wiederholung altbekannter Weihnachtsschnulzen im Radio.

Und während ich mich innerlich wie der Grinch höchst persönlich fühle, kommt Weihnachten unaufhaltsam näher. Mit jedem Tag. Mit jeder Stunde. Aber ganz ehrlich: bereit dafür bin ich in diesem Jahr irgendwie noch nicht.

Aber ob die Menschen sich damals am ersten Weihnachten, als Jesus geboren worden ist, wirklich bereit für Weihnachten gefühlt haben? Da hab‘ ich, wenn ich ehrlich bin, meine Zweifel.

Ich kann mir gut vorstellen, dass Maria sich damals das alles ganz anders vorgestellt hat. Hochschwanger auf einer Eselin soll sie da nach Bethlehem geritten sein. So richtig komfortabel klingt das erstmal nicht. Und dann gibt es für das Paar nicht einmal mehr ein Bett in der Herberge, sondern nur Stroh und Stall und Ochs und Esel. Und dann, zu allem Unglück, zu allem Stress, setzen mitten in der Nacht die Wehen ein und sie muss Jesus auf die Welt bringen. Weit weg von zu Hause. Ohne Kinderbettchen, ohne Hebamme, nur mit Krippe und einem wahrscheinlich total überforderten Josef an ihrer Seite. Ob Maria sich bereit für Weihnachten gefühlt hat? Die romantische Krippenszene stell ich mir anders vor.

Oder die berühmten Hirten auf dem Felde. Die waren da ja nicht zum Vergnügungsurlaub da, sondern zum Arbeiten. Und die Arbeitsbedingungen von Hirten von vor 2000 Jahren waren jetzt nicht unbedingt der der feuchte Traum heutiger Gewerkschaften. Und eine Schafherde im Dunkeln zu bewachen gar keine einfache Aufgabe. Vor allem dann, wenn ein verschwundenes Schaf über die Bezahlung am nächsten Tag entscheiden kann. Ob die Hirten für die Erscheinung des Weihnachtsengel und seine Botschaft bereit gewesen sind? „Fürchtet euch nicht“ hat der Weihnachtsengel bestimmt nicht ohne Grund zur Begrüßung gesagt.

Aber ich glaube, so ist Weihnachten nun mal. Und ich glaube, so ist Weihnachten auch schon immer gewesen. Trotz aller Planung irgendwie überraschend. Und dabei oftmals noch irgendwie überraschend unpassend. Und Weihnachtsstimmung hin oder her – es kommt einfach. Mit jedem Tag, mit jeder Stunde, bis es plötzlich so weit ist. Ob ich will oder nicht.

Aber genau das macht mir ehrlicherweise auch ein bisschen Mut: Denn ganz egal, ob es mir grade passt oder nicht, ob ich mich dafür bereit fühle oder gar keine Lust habe: Der Weihnachtsengel kommt einfach und verkündet die frohe Botschaft:  Euch ist heute der Heiland geboren. Und dann bin ich doch irgendwie ganz dankbar dafür, dass Gott damit nicht wartet, bis ich gerade in Stimmung dafür bin.