Weggefährte

2018 war ich – noch als Student – auf einer Exkursion nach Äthiopien. Diese Reise hat mich geprägt. Zu dieser Zeit hofften die Menschen in Äthiopien auf demokratische Strukturen unter dem neuen Präsidenten und hatten gleichzeitig Angst vor einem neuen Bürgerkrieg. Eines Morgens wird uns verkündet: Das Auswärtige Amt empfiehlt, in der Unterkunft zu bleiben. Es war gefährlich für uns auf der Straße. Es gab Proteste und auch Gewalt.
So etwas habe ich noch nie erleben müssen. Ich habe mich so unsicher gefühlt. Der Professor hat trotzdem entschieden, dass wir unsere Termine in der Stadt Addis Abeba wahrnehmen. Ich war dagegen. So ein Risiko. Ich habe mich gefürchtet wie nie zuvor.
Als wir auf der Straße waren, schaute ich ständig über meine Schulter, ich war nervös und hätte mich am liebsten versteckt. Und dann… aus dem Nichts lief ein Mann neben mir. Ich bin erschrocken. Was will er von mir, was droht mir jetzt?
„How are you?“ – Wie geht’s dir? Wollte er wissen. „Wo kommst du her? Ah, Deutschland, da habe ich auch mal kurz gelebt.“ Er hat mich dann den ganzen Weg begleitet. Die Angst, die mir fast die Luft nahm, war weg. Einfach weg. Ich war befreit.
An diese Begegnung, an diesen Mann, denke ich oft. Ich kenne seinen Namen nicht, aber es war, als wüsste er genau, was ich gebraucht habe. Und er tauchte genau im richtigen Moment auf. Und er blieb bei mir. Ich bin so dankbar dafür. Manchmal glaube ich, es war mein Gott, der ein Stück mit mir ging.