Beiträge

Wege zu Gott

Was ist in dieser Woche alles geschehen?! Nach Jerusalem hatte Jesus sie geführt. Die bedeutende Stadt. Ein Pilgerziel für jeden Menschen jüdischen Glaubens. Hier stand der Tempel, der seinesgleichen suchte zur damaligen Zeit. In Jerusalem, der heiligen Stadt sind viele Menschen zusammengekommen. Mit unterschiedlichen Fragen, mit unterschiedlicher Herkunft, mit unterschiedlichen Zielen. Religiöse Gruppen hatten teils entgegengesetzte  Standpunkte. Sadduzäer haben sie sich genannt oder Pharisäer oder Zeloten. Die einen entstammten eher der Oberschicht, die anderen hatten vor allem Anhänger aus einfachen und auch armen Kreisen.  Manche solidarisierten sich mit den römischen Machthabern, andere kämpften gegen sie an.

Als Jesus in Jerusalem eingezogen ist, wird der eine oder andere neugierig zugeschaut haben. Manche vielleicht auch wohlwollend, andere sehr kritisch. In den darauf folgenden Tagen hat man dann das eine oder andere Gespräch miteinander geführt. Sicher auch, um Gemeinsamkeiten festzustellen, aber ebenso, um die Unterschiede herauszuarbeiten, um sich abzugrenzen. Auch, um Jesus eines falschen Verhaltens oder Denkens zu überführen.

Die Gespräche waren insofern nicht nur von Wohlwollen geprägt. Jesus selbst hat deutliche Worte gefunden. Kritische Worte. Er war ein genauer Beobachter. Hat vor denen gewarnt, die das eine sagen und das andere tun. Die etwas fordern, was sie selbst nicht einhalten. Er hat das deutlich  gemacht an dem Opfergeld, das die Menschen im Tempel in die entsprechenden Kästen werfen konnten. Sie haben sie alle gesehen:  Die Witwe, die wenig Geld und viele Reiche, die viel Geld reingeschmissen haben. War doch so auch in Ordnung. Oder? Jeder nach seinem Vermögen.

Nur Jesus hat den Unterschied benannt: Die Witwe hat sozusagen ihr gesamtes Hab und Gut gegeben, die Reichen nur einen kleinen Teil von ihrem Überfluss.

Kritische Worte. Wer hört die schon gerne? Wer wird schon gerne in Frage gestellt. Natürlich finde ich heute Erklärungen. Gute, nachvollziehbare Begründungen, weshalb ich nicht meinen gesamten Monatslohn spende. Die Zeiten sind ja nicht zu vergleichen. Und Leben ist teuer, man muss genau kalkulieren, wohin die Gelder fließen sollen. Und dennoch sind auch diese Worte Jesu an mich gerichtet. Stellen mich in Frage. Mit dem, was mir wichtig ist. Was ich in den Vordergrund stelle. Lassen auch mich darüber nachdenken, wie weit das auseinandergeht, was ich sage und was ich tue. Was ich fordere und selbst nicht einhalte.

Wonach richte ich eigentlich mein Leben aus? Was sind die Grundlagen, was ist der Sinn meines Lebens? In einem der Gespräche, die Jesus in der letzten Woche seines Lebens mit einem Schriftgelehrten führt, werden genau diese Fragen angesprochen. Jesus gibt eine klare Antwort: „Du sollst Gott lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und mit all deiner Kraft und: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Es ist kein anderes Gebot größer als diese beiden.“ Was das heißt, Gott zu lieben und den Nächsten wie sich selbst, das erklärt sich gegenseitig. Ich kann nicht das eine tun und zugleich das andere lassen. Es geht um Beziehung. Zueinander und zu Gott.

Ich weiß sehr wohl, wo ich selbst den beiden oder auch einem der beiden Gebote zuwiderhandele. Darüber nachzudenken bleibe ich immer aufgefordert. Und mich nicht zu erheben über andere ebenso. Zwei Tage nach dem Gespräch des Schriftgelehrten mit ihm, hat Jesus mit der Einladung der 12 Jünger zum letzten Abendmahl gezeigt, wie weit Gottes Liebe reicht. Und diese Glaubensgewissheit nehme ich auch mit.