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Was kommt nach dem Tod?

Was kommt nach dem Tod? Das war das Thema eines Gottesdienstes, den ich im Sommer zusammen mit den Konfirmandinnen und Konfirmanden vorbereitet habe. Die Jugendlichen hatten das Thema selbst ausgewählt. Zunächst war ich nicht besonders begeistert. Ob das nicht ein bisschen zu gewichtig ist für einen Gottesdienst im Sommer?, habe ich gedacht.

Aber ich habe gemerkt, dass den Jugendlichen dieses Thema sehr wichtig war. Auch wegen der Corona-Pandemie. Sie haben gespürt, wie verletzlich und gefährdet das Leben ist. Die meisten konnten z.B. ihre Großeltern monatelang nicht sehen und haben sich Sorgen gemacht.                                          In kleinen Gruppen haben die Jugendlichen dann sogenannte „Jenseitskisten“ aus großen Kartons gebastelt. Dadrin konnten sie gestalten, wie sie sich das Jenseits vorstellen. Das, was kommt nach dem Tod.

In ein paar Tagen ist November. Der Monat, in dem es auch um den Tod geht. An Allerheiligen, Volkstrauertag und Totensonntag wird an die Verstorbenen gedacht. Viele gehen auf den Friedhof und schmücken die Gräber der Angehörigen.

Meine Verstorbenen liegen auf einem Friedhof am linken Niederrhein. Meine Mutter ist ganz plötzlich gestorben. Damals, als ich noch studiert habe. Nach einem schweren Schlaganfall ist meine Mutter  ins Krankenhaus gekommen. Zwei Wochen später in der Silvesternacht dann hat sie einen zweiten tödlichen Schlaganfall erlitten.

Wenige Tage später war die Beerdigung.  Ich war  wie zu einem Stein erstarrt und konnte meine Traurigkeit nicht spüren. Ich hatte Angst von den aufkommenden Gefühlen weggespült zu werden. Einige Zeit später habe ich die Wut darüber gespürt, dass meine Mutter gestorben ist, ohne mich zu fragen. Sie ist einfach so gegangen.  Und Gott hat es auch einfach zugelassen. Über ihn habe ich mich auch geärgert. Ich habe versucht diesen Zorn in Worte zu fassen. Das ist mir schwer gefallen.

Bei Jeremia, einem Propheten aus dem Alten Testament habe ich Worte gefunden.  Auch er ärgert sich über Gott, weil der ihm viel Schweres im Leben zumutet. Jeremia fühlt sich von Gott wie ein Lamm zur Schlachtbank geführt. Es sind dunkle Worte, die er formuliert. Sie haben mir geholfen, eigene dunkle Worte zu finden und sie an Gott zu richten. Und indem ich meine Wut und meinen  Zorn formulieren konnte, sind die tiefen Gefühle von Trauer und Verzweiflung gekommen.  Das hat mir in der Trauer sehr geholfen.

Die Jenseitskisten der Konfirmandinnen und Konfirmanden haben mir alle gut gefallen. Besonders an eine muss ich immer wieder denken. Zwei Mädchen haben eine Fußballmannschaft aus Knete gebastelt.  Hinter dem Tor ist ein Podest mit Watte ausgelegt, der Ort der Verstorbenen. Dort sitzt  ein weiterer Fußballspieler und schaut von oben dem Fußballspiel zu. Für die beiden ist es wichtig, dass es eine Gemeinschaft der Lebenden und der Toten gibt.  Auch mir ist die Verbindung zu meinen Verstorbenen wichtig. Sie sind lebendig in meiner Erinnerung und im Vertrauen darauf, dass sie bei Gott geborgen sind.