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Was ist überhaupt gerecht?

Im Bundestagswahlkampf ist sie eins der ganz großen Themen: Die Gerechtigkeit. Allerdings ist das, was wir Menschen als gerecht empfinden, ganz unterschiedlich. Ist es zum Beispiel gerecht, wenn alle das gleiche besitzen? Oder ist es gerecht, wenn alle die gleichen Chancen haben? Heute, am internationalen Tag der Gerechtigkeit, ist ein guter Zeitpunkt, genau darüber nachzudenken. Mir fällt dabei eine Geschichte aus der Bibel ein:

Da sind viele Menschen. Sie alle gehen morgens auf den Marktplatz. Sie hoffen, dass dort jemand ist, der Arbeit für sie hat. Einige haben Glück. Sie finden sofort Arbeit, andere erst mittags und die letzten schließlich eine Stunde vor Feierabend. Aber obwohl sie alle unterschiedlich viel gearbeitet haben, bekommen alle exakt gleich viel Geld, nämlich einen vollen Tageslohn.

Ist das gerecht?

Für mich schon. Denn für mich heißt Gerechtigkeit, dass jeder das bekommt, was er zu einem menschenwürdigen Leben braucht – das war eben damals der Tageslohn. Diese Gerechtigkeit fragt nicht danach, was ein Mensch leistet, sondern danach, was ein Mensch braucht. Der Vorteil liegt auf der Hand: Mit diesem Gerechtigkeitsverständnis bräuchte niemand Angst um seine Existenz zu haben. Ganz so, wie es ein Theologe schon im 4. Jahrhundert mal gesagt hat: Gerechtigkeit gibt jedem das Seine, maßt sich nichts Fremdes an, setzt den eigenen Vorteil zurück, wo es gilt, das Wohl des Ganzen zu wahren.