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Warum blinkt keiner mehr

Warum blinkt heute beim Autofahren keiner mehr? Nur zwei Beispiele aus der letzten Woche: Ein Lieferwagen steht mitten auf der Straße. Fährt unvermittelt los und zieht nach links. Ziemlich gefährlich. Am anderen Tag: Ein Auto bremst plötzlich mitten im Verkehrsfluss wegen einer Parklücke. Ich muss voll auf die Bremse treten und hupe wütend. Geht’s noch?! Ist Blinken zu viel verlangt? Nicht zu fassen.

Ein guter Freund hat mir am Anfang meiner Fahrschulzeit gesagt: „Du darfst auch mal kleine Fehler machen, aber du musst sie ankündigen. Gib den anderen die Chance, sich auf deine Richtungswechsel einzustellen.“

Einfache Spielregeln auf der Straße. Es kostet wirklich nicht viel Lebenszeit, zu blinken. Aber es schenkt im besten Fall Lebenszeit, bevor ein Unglück geschieht.

Einfache Spielregeln einhalten – das ist auch in anderen Lebensbereichen nützlich.

So erkläre ich es auch einem Paar in einem Traugespräch. In einer Ehe gibt es Spielregeln, also commitments.

Wie im Fußball, eben Fairness: Keiner verlässt einfach während des Spiels den Platz. Es gibt Absprachen, Vereinbarungen und Ankündigungen beim Wechsel, auf die ich mich als Mitspielerin verlassen kann. Und das ist gut so. In der Ehe von großer Bedeutung für ein vertrauensvolles Miteinander, jetzt in der Europameisterschaft auf den Fußballplätzen auch nicht unwesentlich. Und im großen Ganzen unseres Lebens auf dieser Welt überlebenswichtig.

Spielregeln. Wichtig ist, dass sie alle kennen und Sinn machen. Beim Blinken ist das einfach. Beim Sport auch. Aber beim Menschsein – kein Kinderspiel.

Mir helfen Regeln, wie sie in der Bibel stehen: Mordet nicht, brecht keine Ehe, setzt richtige Prioritäten, seid spendabel, sorgt euch nicht, verurteilt nicht, sucht den Fehler erstmal bei euch selbst. Zusammengefasst hat das Jesus in der Bergpredigt. In Kurzform: Behandelt andere so, wie ihr von ihnen behandelt werden wollt, das gefällt Gott. Und ehrlich, mir gefällt diese „Spielregel“ auch. Ich bin ein Fan von Jesu Spielregel, weil sie mir hilft. Sie gibt mir Orientierung, sie weist mich zurecht und ist absolut klar. Behandelt andere so, wie ihr von ihnen behandelt werden wollt. Da gibt es nichts schönzureden. Obwohl die Spielregel leicht ist, ist sie schwer.

Ja, stimmt, ich bin auch nicht immer korrekt. Im Alltag hätte ich auch schon mal eine rote Karte verdient. Im Miteinander und beim Autofahren. Aber ich bin dankbar für alle, die mich dann korrigieren, hupen, oder mich an die Spielregeln des Miteinanders erinnern, wenn ich sie verletze.

Blinken beim Autofahren ist ein gutes Übungsfeld, um Spielregeln zu trainieren, ohne sie zu hinterfragen. Ich kündige einen Richtungswechsel an, damit sich andere darauf einstellen können, und verursache keinen Schaden. Denn Blechschäden sind ärgerlich und nervig, ein Schaden an Körper und Seele hat manchmal lebenslange Folgen. Blinken – und keiner und keine verlässt einfach den Platz, das wünsche ich auch mir. Und so möchte ich behandelt werden. Deshalb ist es so wichtig, Spielregeln auf allen Plätzen unseres Lebens zu beachten. Wie das Blinken beim Autofahren.