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Warten

 

„Ich muss endlich wieder abnehmen“, denke ich mir und stopfe mir den einen Spekulatius in den Mund.  „Nächstes Jahr“, nehme ich mir fest vor. Und schiebe einen Dominostein hinterher.

 

Die Adventszeit macht es einem ja aber auch wirklich nicht einfacher.

Überall gibt es süße Köstlichkeiten. Plätzchen. Glühwein. Stollen.

Alles gibt es überall in Hülle und Fülle.

Und wer es wirklich darauf anlegt, der muss gar nicht bis zur Vorweihnachtszeit warten.

Lebkuchen gibt es in den Supermärkten ja mittlerweile fast das ganze Jahr über

 

Und spätestens ab September kommen schon die Schokonikoläuse.

 

„Vorfreude ist die schönste Freude“, hat meine Uroma früher immer gesagt. Aber was weiß die schon?

 

Warten ist langweilig.

Wo wir doch mal warten müssen, da tun wir alles, um nicht warten zu müssen.

Beim Warten auf dem Bus. Auf die Kollegen. Beim Arzt.

Bloß keinen Leerlauf, irgendwelche Mails kann man immer beantworten.

Oder Videos anschauen. Und Gottseidank gibt es Social-Media.

 

„Und das Einzige, was unterm Strich doch wieder warten muss,“ denke ich, als ich nach dem nächsten Spekulatius greife, „das ist meine Diät“.

 

Eigentlich schräg.

Geht es im Advent nicht eigentlich genau darum? Ums Warten?

Ums Warten auf Weihnachten. Darauf, dass die Tage wieder länger werden.

Darauf, dass Weihnachtsmärkte irgendwann doch wieder ohne Abstand,

ja ohne G-Regeln möglich sind?

Darauf, dass wir wieder in ganz großer Runde feiern können?

Und darauf, dass am Ende doch wieder alles gut wird?

 

„Nächstes Jahr“, nehme ich mir fest vor.

Und schiebe noch einen Dominostein hinterher.