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Wanderung der Dinge

Es ist seltsam.

Immer wieder tauchen bei mir Kugelschreiber auf, die ich nie gekauft habe und auch nicht geschenkt bekommen habe.

Andere Kugelschreiber dagegen befinden sich plötzlich nicht mehr in meinem Besitz.

Es scheint eine Art Wanderung der Kugelschreiber zu geben, die sich völlig unserer Einflussnahme entzieht.

Mitunter tauchen ganze Aktenordner unter und erscheinen wieder wie aus dem Nichts.

Einkaufswagenmärkchen gehen dahin ohne sich zu verabschieden.

 

Das ist seltsam. Aber auch lehrreich.

Ich erkenne, dass ich nicht Herr über die Dinge bin.

Nicht einmal über die, die ich zu meinem rechtmäßigen Besitz zähle.

 

Vielleicht darf man das sogar noch weiter denken:

Wir sind über gar keine Dinge Herr.

Und schon gar nicht über Gaben, die uns anvertraut sind.

 

Wir sind nicht Herr über die Schöpfung.

Wir dürfen sie nutzen, aber nicht beherrschen. Sie gehört uns nicht.

Was der Drang zur Beherrschung der Natur bereits angerichtet hat, das schlägt uns täglich in den Nachrichten um die Ohren.

Klimaerwärmung, Ausrottung von Tieren und Pflanzen. Insektensterben.

 

Etwas Bescheidenheit täte uns Menschen gut.

 

Und mehr noch:

Wir besitzen andere Menschen nicht!

Wir haben nicht einen Partner oder eine Partnerin. Wir haben keine Kinder.

Sondern wir haben das Glück, unser Leben mit anderen Menschen erleben zu dürfen. Sie sind uns auch für eine Zeit anvertraut.

Aber sie haben immer ihre eigene Persönlichkeit, ihr eigenes Recht – auch das Recht, selbständig zu werden und sich von uns zu entfernen.

Schön, wenn sie dann auf neue Weise wieder in unserem Leben einen wichtigen Raum einnehmen.