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Wahrer Reichtum

„Wer nichts hat, kann auch nichts verlieren.“ Vor rund 2500 Jahren war das das Motto von Diogenes von Sinope: einem griechischen Philosophen und Mitbegründer der Philosophie-Strömung der sogenannten Kyniker.

Die Kyniker haben Kritik an Werten und Zielvorstellungen der antiken Gesellschaft und Religion geübt. Ihre Grundidee war, Besitz auf das Allernotwendigste zu reduzieren, um Glück durch Unabhängigkeit zu erlangen. So haben sie auch gelebt: Sie hatten einfache Kleider und keinen festen Wohnsitz. Diogenes selbst hat den Erzählungen nach sogar in einem alten Weinfass gelebt.

Die Erfüllung von Bedürfnissen beschäftigt die Menschen auch heute. Unsere moderne, westliche Welt verführt viele aber allzu leicht zu einer schnellen Bedürfnisbefriedigung in Form von Konsum. Wohnraum, Essen, Technik und noch Vieles mehr sind extrem leicht zugänglich. So schön materielle Besitztümer auch sein können – sie ersetzen nicht das tiefe Bedürfnis nach Lebenssinn und Freiheit. Diese Art von Reichtum gibt es nicht zu kaufen, genauso wenig wie Gesundheit oder Lebenszeit.

Vom Ideal der Genügsamkeit erzählt auch das Neue Testament. Der Verfasser des ersten Timotheusbriefes erhebt die Frömmigkeit – eine bewusste Hinwendung zum Glauben – zum reichen Gewinn. Dies begründet er mit der Erkenntnis, dass wir nichts in die Welt mitgebracht haben und auch nichts aus ihr mitnehmen können (vgl. 1 Tim 6,6-7).

Freilich, in einem Weinfass braucht keiner zu leben. Darüber nachdenken, was wahrer Reichtum bedeutet – das könnte sich hingegen lohnen!