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Wäre Gott doch einer von uns! Ist er!

„Du lieber Gott komm doch mal runter und sieh Dir die Bescherung selber an!

Du lieber Gott komm doch mal runter, ich schwör Dir, dass man hier verzweifeln kann!“

Das singt der Liedermacher Stefan Sulke. Für mich klingt es im Moment wie ein Stoßgebet.

Wenn ich an die Waldbrände in Amerika denke, an das Corona-Virus, das so viele Menschen beschäftigt, an die Menschen in Belarus und ihren Kampf um Demokratie und noch Vieles mehr.

„Du lieber Gott komm doch mal runter und sieh Dir die Bescherung selber an!

Du lieber Gott komm doch mal runter, ich schwör Dir, dass man hier verzweifeln kann!

Aus vollem Herzen schließe ich mich dem Liedermacher an. Es ist wirklich eine Herausforderung, nicht zu verzweifeln. So viele Bilder, die mich berühren und beschäftigen. Wie in Belarus die Demonstrationen mit Gewalt erstickt werden und wie in den USA gesagt wird: Die Feuer werden schon von alleine ausgehen. Und Gott kommt nicht runter.

Gott kommt nicht so einfach, um Ordnung zu schaffen und wieder gut zu machen. Irgendwie scheint er uns das selbst zuzutrauen.

Da jedenfalls lerne ich aus dem Leben Jesu: Er hat nicht aufgegeben, genau dorthin zu gehen, wo es Grund genug gab zu verzweifeln. Die Kraft dazu hat er genommen aus der Liebe, die er tief im Herzen gespürt hat. Immer war für Jesus die Triebfeder der Liebe stärker als die Verzweiflung an allem, was auch er erfahren und erlebt hat. So hat er trotz allem, was war, zu seinen Jüngerinnen und Jüngern gesagt: „Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an Gott und glaubt an mich.“ Denn dann könnt Ihr etwas tun, etwas bewegen! Ihr habt die Kraft in Euch, das Leben liebevoll zu gestalten oder zu verändern, wenn Ihr glaubt. Über die Jahrhunderte hinweg höre ich Jesus das sagen, wenn ich sehe, dass eine Demonstrantin einem Polizisten eine Rose an sein Schutzschild heftet oder die Feuerwehrfrau aus den USA einer Familie in ihr Haus zurückhilft.

Ein Herz, das der Verzweiflung mehr Platz einräumt als der Liebe, kann weder die Demonstrantin noch die Feuerwehrfrau gebrauchen. Ja, tatsächlich: Sie überzeugen mich mit ihrer Kraft, trotz allem zu lieben. Das bewegt mich auch selbst, der Liebe Raum zu geben: Ich erkläre der jungen Frau, die an der Maskenpflicht fast zu verzweifeln, dass das Virus nicht ohne unser aller Zusammenhalt und bereitwilligen Einschränkungen zu bekämpfen sein wird. Das weiß sie ja, das hat sie schon oft gehört, aber plötzlich fühlt sie sich genau in ihrem Frust gesehen und wahrgenommen: Glaubt an Gott und glaubt an mich, dann braucht Euer Herz nicht zu erschrecken und zu verzagen!, sagt Jesus auch zu uns. Ok, also weitergehen und mit all den anderen auf ein Pandemieende hoffen. Genauso wie die Nachbarin nicht aufgibt, obwohl sie oft so traurig ist, weil ihre Tochter gestorben. „Wissen Sie, ich bin ja nun mal noch da. Das ist nicht einfach, aber wenn schon, dann sollte ich etwas daraus machen: meine Tochter hätte nicht gewollt, dass ich mich verkrieche. Ich gehe jetzt einmal in der Woche gemeinsam mit anderen Frauen zum Kochen in die Schule, wo die Kinder bleiben, deren Eltern erst abends Zeit haben. Das macht mich stark – trotz Corona kann ich etwas tun und sogar manchmal lachen!“

Jesus sagt: „Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an Gott und glaubt an mich.“ Durch unsere liebenden Herzen kommt Gott also doch noch runter und bewegt uns, damit wir eben nicht verzweifeln müssen, sondern standhaft bleiben mit dem Mut, der jeder und jedem von uns gegeben ist.