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Vorwärts rückwärts

Sie werden sich wundern, aber ich lese morgens in der Bibel. Nur ein kleines Stück. Und da bin ich an einem Satz hängengeblieben: »Wer beim Pflügen nach hinten schaut, den kann Gott in seinem Reich nicht brauchen.«. Ich fand diesen Vergleich sehr hart. Gut, in der damaligen, landwirtschaftlich geprägten Gesellschaft hat sofort jeder verstanden, was das bedeutet, wenn man beim Pflügen zurückschaut. Die Furchen werden schief, der Acker ist nicht richtig gepflügt, es gibt keine gute Ernte.

Aber ich lese das Zitat aus der Bibel immer mit gemischten Gefühlen. Auf der einen Seite stimmt es ja: Wenn ich immer zurückschaue und die Vergangenheit nicht loslasse, bleibt mir die Zukunft verschlossen. Auf der anderen Seite bin ich davon überzeugt, dass ich aus Vergangenem lernen kann, dass es manchmal auch wichtig ist, zurück zu schauen.

Darüber habe ich mit einem Freund gesprochen. Er ist Landwirt und sagt:

„Natürlich kannst Du beim Pflügen nicht nach hinten schauen. Aber Du fährst ja mit dem Traktor immer hin und zurück. Du siehst also schon die Furchen, die Du gezogen hast.“

„Hm, dann sehe ich also in gewisser Weise beim Nach-Vorne-Fahren gleichzeitig zurück, weil ich mich ja an den Furchen orientiere, die ich eben gezogen habe.“

„Ja, genau!“

Auf mein Leben übertragen heißt das: Beim Vorwärtsgehen orientiere ich mich an dem, was ich gelernt, erlebt und getan habe. Wenn ich das bewusst wahrnehme, habe ich die Chance, aus der Vergangenheit zu lernen und Dinge zu verändern, ohne, dass ich mich immerzu umdrehe und die Zukunft verpasse. Für mich eine schöne Vorstellung. Vielleicht hilft es Ihnen auch?