Vorfreude und Perfektion

„Iss mit Freuden dein Brot und trink fröhlich deinen Wein! Denn Gott gefällt schon lange, was du tust.“ Ja, so steht es in der Bibel. Und es ist einer meiner Lieblingsverse. Denn wenn ich mit Freude esse und fröhlich trinke – dann tu ich das meistes in Gesellschaft – und das ist das Beste für mich. Mit Vorfreude bereite ich mich dann auf die Party oder das besondere Abendessen mit Freunden vor. Ich zieh mir was Schönes an, stell den Wein kalt und, wenn ich richtig fancy bin, mach ich mir manchmal sogar die Nägel.
Vor kurzem hab ich drei Mädchen in der Straßenbahn beobachtet. Sie waren um die 16 Jahre alt, perfekt gestylt zum Ausgehen. Was mich wirklich fasziniert hat:
Mitten in der ruckelnden, vollen Straßenbahn lackiert eine der anderen im Stehen die Nägel. Die dritte hält das Fläschchen mit Nagellack im richtigen Moment bereit und verfolgt parallel den Gruppenchat auf dem Handy. Diesen Liveticker teilt sie den Freundinnen mit – und zu dritt wurden parallel Reaktionen formuliert.
Wie könnte diese Geschichte weitergehen? Das Fläschchen fällt runter und versaut die Klamotten, Notbremsung oder so.
Die Schadenfrohen muss ich enttäuschen: Diese drei haben das nicht zum ersten Mal gemacht. Im Gegenteil: sie haben es perfektioniert. Denn ganz ehrlich: selbst wenn ich mir zuhause in Ruhe Zeit nehme, sehen meine Nägel am Ende nicht annähernd so perfekt aus.
Ich stell mir vor, wie Gott diese Szene sieht und „Gefällt mir“ klickt. Weil es Perfektion einer ganz bestimmten Art und Weise ist. Gott gefällt schon lange, was sie tun.