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Von Tieren lernen

Jedes Jahr im Herbst ist es ein magischer Moment: der Tag, an dem die Wildgänse schnatternd übers Haus fliegen. In Einser-Formation auf dem Weg zu ihrem Überwinterungs-Domizil. Schon als Kind hat mich dieses Spektakel total fasziniert und ich wollte unbedingt wissen, wie diese unscheinbaren Tiere solche Strecken zurücklegen können. Beim Nachlesen hat sich die Wildgans dann noch mehr in mein Herz geschnattert. Denn von ihrem Sozialverhalten können wir Menschen noch einiges lernen. Vorne fliegt – wie zu erwarten- die anführende Gans. Verliert sie an Kraft und kann nicht mehr, lässt sie einen Aufschrei los. Dann wird getauscht. Sie setzt sich ans Ende der Kette und eines der hinteren Tiere übernimmt den Spitzenplatz. Es geht nur in der Gemeinschaft. Wenn der eine auf den anderen achtet und sich der Schwache auch mal Ruhepausen gönnen kann, nur dann kommen alle sicher ans Ziel. In der Bibel stehen die Worte: „Einer trage des anderen Last“. Vieles im Leben geht leichter, wenn man Menschen an seiner Seite hat, mit denen man Sorgen teilen kann. Der Bibelvers und das Miteinander der Gänse zeigen aber auch: jeder muss Augen und Ohren öffnen, für die Not der anderen. Wenn ich heute die Gänseformation überm Haus sehe, ist das nicht nur ein Zeichen, dass der Winter nicht mehr weit ist. Sondern für mich auch ein Bild der gelebten Nächstenliebe.