Von Pastoren und Autos

Als gelernter Autolackierer hatte ich die Möglichkeit, mir schicke Autos herzurichten. Als ich dann Pastor wurde, war das ein Audi 100 Avant. Ein frisch lackierter Luxuswagen!
Entsprechend reagierten meine Kollegen: „Etwas übertrieben, so eine Karosse als Pastor zu fahren, oder?“
Heute fahre ich einen alten VW-Bus. Und wieder reagiert jemand auf dem Parkplatz vor der Kirche, aber anders: „Wie, das ist ihr Auto? Der rostet ja schon!“
Ich erzähle ihm: „Klar, der hat ja auch schon 530.000 Km auf dem Buckel. Gekauft haben wir ihn als Familie mit vier Kindern! Die Kinder sind jetzt aus dem Haus, aber der Bus läuft immer noch – warum soll ich ihn verschrotten?“
Er schüttelte nur den Kopf. Vielleicht passt eine Rostlaube nicht zu einem Pastor nach seinem Verständnis?
Autos sind eigentlich Nutzgegenstände, aber gleichzeitig können sie viel symbolisieren.
Sie zeigen, wer ich bin. Ob ich will oder nicht. Echt cool oder sehr bescheiden. Wohlhabend oder arm.
Ist es ein christliches Statussymbol, Bescheidenheit zu zeigen mit einem möglichst einfachen Auto?
Muss ich mein Engagement für die Bewahrung der Schöpfung mit einem teuren Elektro-Auto zeigen – oder gerade dadurch, dass ich einen VW-Bus fahre, bis er auseinanderfällt?
Ich bin da nicht so dogmatisch. Wenn ich mal Lust auf ein schickes Auto habe, leihe ich meinem Schwiegersohn den VW-Bus und fahre sein Auto. Und demnächst brauchen meine Frau und ich ein Auto, in das wir leichter einsteigen können als in den Bus.