Von Noten und Werten
Halbjahreszeugnis. Letzten Freitag war es wieder soweit. Ich kann mich noch gut an diese Tage in meiner Schulzeit erinnern. Da gab´s die einen, die mit stolzgeschwellter Brust in die Klasse marschiert sind, wissend, das wird ein guter Tag – mit viel Lob und Schulterklopfen. Und dann gab´s die- zu denen ich auch das ein oder andere Mal gehörte- die mit eingezogenem Hals auf Ihren Platz geschlichen sind und das Zeugnis rasend schnell im Ranzen haben verschwinden lassen. Als Schülerin dachte ich noch, dass dieser Wisch über mein ganzes Leben entscheiden wird. Von wegen. Nach der Schule hat nie mehr jemand nach meinen Noten gefragt. Hätte ich das früher mal gewusst, wären mir einige schlaflose Nächte erspart geblieben.
Meine Tochter hat am Freitag auch ihr Zeugnis mit nach Hause gebracht. Wir haben es trotz richtig guter Noten gar nicht so gehyped. Denn wir wollen Ihr eines fürs Leben mitgeben: Du bist ein wunderbarer Mensch, der in dieser Gesellschaft mit Sicherheit irgendwann seinen Platz finden wird. Und das wird nicht an diesen Noten liegen, sondern nur an Dir und wie Du bist: fürsorglich, freundlich und nicht bewertend.