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Vom Beten

„Mich beeindruckt, wie ausgefeilt manche Leute beten können“, sagt eine Frau zu mir, „was für tolle Worte und Sätze sie benutzen. Ich bin dann immer ganz stumm und wage es selbst nicht, zu beten.“

„Mich beeindruckt das überhaupt nicht“, habe ich geantwortet und der Frau von Jesus erzählt. Der hat gesagt: Macht beim Beten nicht so ein Geplapper. Meint nicht, ihr werdet von Gott besser gehört, wenn ihr viele Worte macht. Gott weiß, was ihr nötig habt – und zwar bevor ihr irgendetwas gebetet habt.

Ich finde das sehr entlastend: Ich muss Gott keinen ausgefeilten Text vortragen, so wie Kinder früher Gedichte auswendig lernen und aufsagen mussten. Ich muss Gott auch nicht alles erklären. Mein Gestammel, mein Suchen nach Worten reichen ihm völlig aus. Oder auch mein Schweigen. Ja, ich schweige beim Beten immer öfter und immer mehr. Ich trete ein in eine stille Zwiesprache mit Gott. Er weiß, wie es mir geht. Er kennt mich und sieht, was mit mir los ist. Und was mir fehlt. Und dass schon, bevor ich irgendetwas gedacht oder gesagt habe.

Schweigen tut mir gut. Ich muss nichts machen. Ich kann einfach nur so da sein. Dann merke ich, dass der Raum in mir immer weiter und größer wird. Der Raum, der offen ist und frei für Gott. Nicht immer, aber manchmal merke ich, wie Gott diesen Raum in mir füllt.

Und wenn ich dennoch Wert darauf lege, im Gebet etwas zu sagen, hat Jesus mir eine sehr gute Formulierungshilfe gegeben. Das Vaterunser-Gebet. Das hat Jesus seinen Leuten damals als Gebetshilfe angeboten. Christen sprechen es bis heute. Weil es das zusammenfasst, was ein Mensch nötig hat: Das tägliche Brot, die Nähe Gottes, die Vergebung der Schuld, die Versöhnung mit den Mitmenschen, die Bewahrung vor dem Bösen und ausgesprochen auch all das, was mich sonst noch so bewegt. Das ist ein Gebet, das mich beeindruckt.