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Nudging

Kann der Mensch sich eigentlich ändern? Nötig wär’s jedenfalls. Vor allem im Blick auf die Umwelt. Fünf vor 12 ist lange vorbei.
Noch immer produzieren wir viel zu viel Müll und essen viel zu viel Fleisch. Die meisten haben das mittlerweile wohl auch eingesehen, aber der Coffee-to-go ist so praktisch und unser täglich Döner so lecker.

Also: Wie bewegt man Menschen dazu, ihr Verhalten zu ändern? Die traditionelle Antwort: Vorschriften. Rauchverbot, Gurtpflicht, Sparlampen.

Die neueste Antwort: Nudging. Nudging, das kommt von dem englischen Wort für stupsen, in eine Richtung anschieben. Also, einen Anreiz geben – für erwünschtes Verhalten. Der Klassiker: die aufgemalte Fliege im Urinal. Kein Hinweisschild bringt uns Männer dazu, sorgfältig in die Mitte des Beckens zu halten. Aber die kleine Fliege, die wollen wir erwischen. Und schon ist die Toilette sauber. In Sachen Umweltschutz könnten materielle Vorteile oder soziale Anerkennung solche Anreize sein.

Aber: Bin ich denn ein Hund, der nur mit einem Leckerli tut, was nötig und vernünftig ist?

Ich will nicht gestupst werden, sondern überzeugt. Ich will keine Tricks, sondern die Wahrheit; auch über mein Verhalten und seine Folgen. Zum Glück hat uns der Herrgott mit Vernunft begabt.
Ich bin fähig, Dinge einzusehen und mein Verhalten entsprechend zu ändern. Und wenn ich das nicht tue, bin ich damit einverstanden, mit Regeln dazu angehalten zu werden. Weil es vernünftig ist. Ja, ich bin für ein weitgehendes Plastikverbot und für einen Veggie-Day in öffentlichen Kantinen.

Bevormundung? Unsinn. Vernünftig. Wie Gurtpflicht und Sparlampen und Rauchverbot in öffentlichen Räumen. Regt sich darüber eigentlich noch jemand auf?