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Vielfalt statt Einfalt

Nein, ich rede darüber heute nicht. Und auch nicht über das andere Thema. Kein Krieg, kein Corona, keine Affenpocken, kein Klimawandel heute. Ist doch sowieso alles immer präsent. Wie so ein Grundrauschen im Ohr, wie Tinnitus. Nein, heute was anderes.

Vor zwei Tagen, am 31. Mai, war der Deutsche Diversity-Tag. Diversity – das englische Wort für Vielfalt. Schon zum 10. Mal wurde dieser Tag in Deutschland begangen. Er feiert die Vielfalt in unserer Gesellschaft. Und mahnt, auf diesem Weg weiterzugehen. In diesem Jahr stand das Zusammenleben in der Arbeitswelt im Mittelpunkt. Unternehmen sind aufgefordert, eine Erklärung zu unterzeichnen, die „Charta der Vielfalt“, und Diversity in ihren Firmen und Unternehmen umzusetzen. Durchaus auch aus Eigennutz. Denn: je vielfältiger die Mitarbeiterschaft, umso besser für das Unternehmen. Eine Mischung aus Alt und Jung, aus Frauen, Männern, Diversen, aus unterschiedlichen Nationalitäten, Menschen mit besonderen Begabungen oder auch besonderen Einschränkungen – das ist einfach produktiver. Fast 5000 Unternehmen in Deutschland haben diese Erklärung unterschrieben. Schirmherr der Aktion: Olaf Scholz, der Bundeskanzler. Schön, dass er dafür Zeit hat. Trotz des immer präsenten Krieges. Schön auch, dass meine Kirche, die Evangelische Kirche im Rheinland, diese Charta unterschrieben hat. Ich erinnere mich noch gut daran, als Frauen schlechtere Chancen bei Bewerbungen auf Pfarrstellen hatten. Das ist vorbei. Ich habe inzwischen mehr Kolleginnen als Kollegen. Lesbische oder schwule Paare im Pfarrhaus – einst undenkbar, nun kein Problem mehr in meiner Kirche. Unterschiede zwischen Menschen wertzuschätzen, ja sogar zu fördern: das ist nicht nur wirtschaftlich klug. Es dient dem Zusammenhalt unserer Gesellschaft insgesamt.

Alle reden doch derzeit davon, dass wir unsere Werte verteidigen sollen. Toleranz, Demokratie, Respekt. Zu einer demokratischen Gesellschaft gehört unbedingt die Wertschätzung der bunten Vielfalt der Menschen. Denn: wo Vielfalt fröhlich gelebt wird, hat Einfalt keine Chance. Das ist nicht immer einfach – aber aller Mühe wert. Als Anhänger Jesu darf ich mir sogar noch mehr Mühe geben: Respekt, ja – aber Jesus spricht von Liebe, gerade zu dem, der anders ist als ich.

 

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https://www.sr-mediathek.de/index.php?seite=7&id=116502