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Viele Wenig ergeben ein Viel

Es gibt Läden, in denen ich paarweisen Einkauf nach Möglichkeit vermeide. Entweder meine Frau  – oder ich. Wenn meine Frau dran ist, warte ich auf dem Parkplatz. Dabei sehe ich dann manchmal das Drama auf dem Behindertenparkplatz.

Da parkt zum Beispiel der junge Mann im Sportdress, hüpft drahtig aus dem Geländewagen in den Laden und kommt nach fünf Minuten mit einem Sixpack Energy-Drinks zurück. Klar: Um sich gleich im Fitness-Center voll zu verausgaben, muss er jetzt Kräfte sparen. Da kann er nicht acht Meter weiter einen Parkplatz suchen. Kaum ist er weg, parkt ein niedlicher Luxus-Kleinwagen. Die junge Dame, die aussteigt, steht bei dem leichten Wind etwas wackelig auf den Stilettos. Gehen ist noch gefährlicher. Kurz darauf schleppt sie sich zum Auto zurück und fährt weg. Wenig später kommt ein Bus-Unternehmer mit seiner ausladenden Privat-Limousine. Er versucht es immerhin auf einem Normalparkplatz. Aber er schafft es nicht. Wenn er Busse fährt, bugsiert er sie zentimetergenau in jede Lücke. Privat steht er über solchen Banalitäten. Nach dem zweiten Fehlversuch fährt er lieber zum breiten Behindertenparkplatz. Und auch der letzte, den ich heute hier sehe, entsteigt seinem Fahrzeug ohne Schwierigkeiten. Aber der entfaltet einen Rollstuhl und hilft seiner Begleiterin hinein. Sieh an, das gibt’s also doch auch. Eine Ausnahme? Offenbar schon. Den Behinderten, die auf diesen Platz angewiesen sind, wird allerhand zugemutet.

Ich weiß, jeder der Falschparker würde sich mit dem Argument herausreden: Es waren doch nur fünf, sechs, zehn Minuten. Aber auf diese Weise kommen an Tagen mit regem Betrieb einige Stunden zusammen, in denen solche Kurzparker den Behindertenplatz blockieren. Viele Wenig ergeben eben ein Viel.