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Verkehrszeichen 317

Im Wald sehe ich ein junges Paar beim Wandern: Er, mit trendigem Hut und kleinem Rucksack, schlank, leicht nach hinten gelehnt, mit raumgreifendem Schritt. Sie, nicht minder rank, im luftigen und doch die Figur betonenden Sommerkleid. Ihre gut geschnittenen, mittellangen Haare werden vom Wind wild nach hinten verweht. Was für eine Frau!

Nun, es war kein echtes Paar, das ich da gesehen habe. Es sind die stilisierten Figuren auf dem Verkehrsschild Nr. 317: Wanderparkplatz. Das Schild war mir noch nie aufgefallen. Bis vor ein paar Tagen. Da hatte mein Hund am Pfosten des Schildes sein Bein gehoben und ich ein wenig Muße. Abends sage ich zu meiner Frau: Schatz, wir sollten mal wieder wandern gehen.

Ja, das Schild macht Lust auf’s Wandern.

Welches Zeichen, frage ich mich, könnte Lust machen auf Kirche? Regenbogen? Menschenkreis? Stuhlkreis? Kirchturm? Alle möglichen Fische?

Eigentlich stellt sich die Frage nach dem Zeichen der Kirche ja gar nicht. Die Kirche hat ihr Zeichen: Das Kreuz. Menschen vergangener Zeiten wussten genau, wofür das Kreuz steht: Gott hat die Welt mit sich versöhnt. Wo dieses Zeichen ist, treffen sich Menschen, die von der Gnade Gottes berührt sind, und also gnädig miteinander umgehen. Das wird heute zwar nicht mehr so ohne weiteres verstanden.  Aber dass Kirche ein Ort ist, wo Himmel und Erde, Senkrechte und Waagerechte, sich begegnen, bezeichnet das Kreuz doch eigentlich ganz gut.

Verkehrszeichen 317 – Wanderparkplatz gibt es übrigens in einer neuen Version: Zwei geschlechtslose Strichmännchen latschen lustlos durch die Gegend. Fraglos gendergerecht. Aber es weckt nicht meine Lust aufs Wandern.