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Und niemand hilft …

Ein Ehepaar mit seinem 10jährigen Sohn ist mit dem Auto unterwegs zum Einkaufen.

Der Mann lässt Frau und Sohn beim Supermarkt aussteigen und fährt zum zweiten Geschäft, um weitere Einkäufe zu erledigen.

Als er danach zum Parkplatz des Supermarkts kommt, sieht er eine kleine Menschenmenge. Und zu seinem Entsetzen in der Mitte seine Frau – auf den Knien, daneben sein verzweifelter Sohn. Ein Mann beschimpft sie lautstark: Sie habe hier nichts zu suchen und gefälligst wieder dahin zurück zu gehen, wo sie herkam. Hier sei sie erwünscht.

Der Ehemann will nur noch seine Frau und sein Kind schützen, läuft direkt auf den schreienden Mann zu, schubst ihn zur Seite. Dieser dreht sich kommentarlos um und geht zu seinem Auto.

Der Ehemann hilft seiner Frau und seinem Kind zum Wagen.

Sie stammen aus Marokko. Er lebt seit über 20 Jahren in Deutschland und arbeitet als Ingenieur in St. Wendel. Vor 15 Jahren ist auch seine Frau zu ihm ins Saarland gekommen, sie haben mittlerweile vier Kinder, die hier zur Schule gehen.

Seine Frau trägt ein Kopftuch – das war wohl Anlass für den Mann, sie wüst auf dem Parkplatz zu beschimpfen. Und für andere, sich dieses nicht entgehen zu lassen. Warum standen sie einfach nur da? Warum kam es niemand in den Sinn zu helfen?

Empfand niemand Mitgefühl mit der Frau und dem Jungen? Fragte sich niemand, was das mit einem Kind macht, das miterleben muss, wie seine Mutter beschimpft wird – so heftig, dass sie zusammenbricht.

Durch ihr Nicht-Einschreiten zwangen diese Menschen auch die Mitmenschlichkeit in die Knie. Es ist ein erschreckendes Armutszeugnis, denn nicht das Kopftuch einer Frau bedroht ein gutes Miteinander, sondern Gefühlskälte und Fremdenfeindlichkeit.

Deshalb brauchen wir dringend die Perspektive unseres menschenfreundlichen Gottes.

So sagt Jesus: „Ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen. Denn was ihr einem meiner geringsten Brüder und Schwestern getan habt, das habt ihr mir getan.“ (Mt 25, 35. 40)