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Unbeschwerte Zeit?

Meine Familie und ich haben uns entschieden: Dieses Jahr gibt es keinen Sommerurlaub. Zumindest nicht so, wie wir es eigentlich geplant hatten: 10 Tage Zeeland sollten es sein. Im Süden der Niederlande hatten wir ein schönes, gemütliches Ferienhaus gemietet. Wie immer in den letzten Jahren. Wir kennen das Haus, den Strand, die Gegend und finden es einfach schön da. Schon im letzten Spätsommer hatten wir gebucht für dieses Jahr. Da hatte noch niemand von Corona gesprochen.

Und nun haben wir den Urlaub storniert. Klar legen wir durch die Storno-Gebühren sozusagen drauf, aber uns war einfach nicht wirklich wohl bei dem Gedanken, in sechs Wochen in den Urlaub zu starten. Und mit einem flauen Gefühl im Bauch wollten wir auch nicht am Strand liegen.

Wir haben überlegt: Was wäre, wenn einer von uns plötzlich corona-typische Symptome zeigen würde? Auch, wenn es de facto vielleicht nur eine Erkältung wäre – wir müssten alle zwei Wochen in Quarantäne bleiben, in unserem Ferienhaus. Und damit wäre der Urlaub dann quasi vorbei. Und weiter: Was wäre, wenn einer von uns ins Krankenhaus müsste, weil er oder sie vielleicht wirklich an Covid-19 erkrankt wäre? Nichts gegen nierderländische Krankenhäuser, aus hygienischer Sicht sollen sie sogar um Einiges besser sein als deutsche – aber trotzdem wäre uns allen wohler, dann in einem deutschen Krankenhaus zu liegen. Möglichst nah an zuhause.

Schließlich habe ich also die Vermieter angeschrieben und den Urlaub abgesagt. Dieses Jahr also keine Stroopwaafels, keine gevulden koeken, keine Poffertjes, keinen frisch auf dem Markt gekauften Käse, keinen Vla und wie die anderen Leckereien bei unseren Nachbarn heißen.

Speziell für meine beiden Söhne war diese Entscheidung nicht leicht. Wir werden mit ihnen ersatzweise zwar ein paar Tagesausflüge machen und bestimmt auch mal die Oma in Niedersachsen besuchen fahren, aber klar: Das ist natürlich nicht dasselbe wie Ferien am Meer in den Niederlanden.

Wobei in diesen Ferien, die nun anders verlaufen werden als geplant vielleicht auch eine Chance liegt. Der Urlaub in den Niederlanden wäre – nicht nur von Seiten der Kinder – mit hohen Erwartungen verknüpft gewesen. Gerade weil wir schon oft dort gewesen sind und es immer schön war. Da ist natürlich die Gefahr groß, dass es zu Enttäuschungen kommt. Wenn irgendwas eben doch nicht ganz so perfekt gelaufen wäre wie erhofft.

Jetzt, nach der Absage des Urlaubs, ist die größte Enttäuschung sozusagen schon überstanden. Was jetzt kommt, kann im Grunde nur besser werden. Da, wo niemand übermäßig große Erwartungen an den Urlaub bzw. an die Ferien hat, ist die Chance für positive Überraschungen größer als die für negative.

Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich möchte hier gar nichts schönreden oder so. Ich versuche bloß, auch das Positive an dieser Situation zu sehen. Damit habe ich in meinem Leben meist gute Erfahrungen gemacht. Und falls sich im Nachhinein herausstellt, dass das Positive gar nicht so positiv war – dann kann ich immer noch Trübsal blasen. Aber ich mir sicher: Das muss ich gar nicht. Es gibt für alles eine Zeit, heißt es in der Bibel. Und so wie in den letzten Jahren bei uns die Zeit war für Urlaube in Holland, so ist es in diesem Jahr eben die Zeit für einen anderen Urlaub. Schön, gut und erholsam kann beides sein. Und deshalb freue ich mich auf den etwas anderen Urlaub in diesem Jahr.