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Um Hilfe bitten

Das Saarland ist ein Land der Baumärkte. Es gibt sie an jeder Ecke. Wer es wagt sich an einem Freitagnachmittag oder Samstagvormittag im Frühling oder Sommer einem Baumarkt zu nähern, muss starke Nerven haben. Hinter dem Boom der Baumärkte steckt das Motto Do It Yourself – Mach’s selbst! Auch ich habe einen Hang zum Selbermachen. Das Schöne ist, dass vor meinen Augen etwas entsteht. Diese Arbeiten wachsen und haben ein klares Ziel. Am Ende steht da etwas, das ich gemacht habe, worauf ich stolz sein kann.

Als neulich aber einige Ziegel auf unserem Dach verrutscht sind, habe ich dann doch die Dachdeckerfirma gerufen. Vielleicht hätte ich das auch selbst hingekriegt, aber mein Verstand und mein Respekt vor Hausdächern haben mich gebremst. Statt „Mach´s selbst“ war mein Motto in diesem Fall eher: »Kannst Du mir bitte helfen?« Dieser Satz klingt ganz anders: statt stolz – klein; statt kraftstrotzend – bescheiden. Er geht mir schwerer über die Lippen, kostet Überwindung. Ich würde gerne alles selbst machen. Das Problem ist: Ich kann nicht alles. Ich bin in meinem Leben auf die Hilfe anderer angewiesen.

Kannst Du mir bitte helfen? Wer diese Frage nicht stellt, wird nicht herausfinden, dass es hilfsbereite Menschen überall um ihn herum gibt. Wer nicht fragt, muss daran verzweifeln, dass er nicht alles alleine schaffen kann. Wer nicht fragt, dem kann nicht geholfen werden. Jesus sagt einmal: “Wer bittet, der empfängt; und wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird aufgetan.”

Hilfe zu suchen und anzunehmen heißt, dass ich etwas bekomme. Ich bin am Ende reicher als ich es vorher war. Ich empfange Freundlichkeit; ich finde Unterstützung und Türen tun sich vor mir auf. Und wenn alle, die etwas selber können gleichzeitig auch Menschen sind, die andere um Hilfe bitten, entsteht ein Kreislauf. Ich bringe meine Fähigkeiten ein und schenke anderen etwas von dem, was ich machen kann. Wenn mich einer bittet, kann ich ihn freundlich empfangen. Wenn mich einer sucht, kann ich ihm begegnen. Wenn bei mir einer anklopft, mache ich ihm die Tür auf. Und gleichzeitig weiß ich, dass es Menschen gibt, die für mich das Gleiche tun. Anders ausgedrückt: Ich fahre nicht nur für mich allein in den Baumarkt, sondern auch für andere. Und ich vertraue darauf, dass sie dasselbe für mich tun.