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Üben!

„Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist … Gottes Wort halten und Liebe üben …“  heißt es in der Bibel (Micha 6,8).

Wie, um Himmels Willen, übt man Liebe.

Ich weiß, was Sie jetzt denken, aber um Sex geht es hier nicht.

Es geht darum, Gott zu lieben und den Nächsten wie sich selbst.

Also noch mal: Wie übt man das?

Als Militärpfarrer schaue ich öfter mal Soldaten beim Üben zu. Gelegentlich kann der Ton dabei richtig scharf werden, das Tempo ziemlich hoch. Die immer gleichen Abläufe und Handgriffe werden wieder und wieder geübt.

Drill nennt man das – und der hat zu Unrecht einen schlechten Ruf. Es geht schlicht darum, Automatismen zu entwickeln, die im Ernstfall Leben retten. Was nützt mir der Sanitäter, der bei einer massiven Blutung erst mal im Handbuch nachschlagen muss, was er zu tun hat? Und ein Beschützer, der in der Handhabung seiner Waffe unsicher ist, wird selbst zur Gefahr. Also: üben, üben üben. Einüben durch Ausüben. Immer und immer wieder.

„Liebe üben“ geht genau so. Einüben durch Ausüben. Und das immer wieder. Ich lese bei Instagram einen gehässigen Post – und like ihn nicht. Die Kollegen zerreißen sich das Maul über die Neue – und ich setze nicht noch einen drauf, sondern sage „Kameraden, macht mal halblang“. Oder grundsätzlich: Ich übe jeden Tag, den Nächsten mit den Augen Gottes zu sehen. Und dann sehe ich einen Menschen, dem die Liebe Gottes nicht weniger gilt als mir und verhalte mich entsprechend.

„Üben!- 7 Wochen ohne Stillstand“ heißt die evangelische Fastenaktion in diesem Jahr. Wir sind schon mitten drin. Sieben Wochen üben ohne Stillstand. Sieben Wochen Drill der Nächstenliebe. Das like ich.