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Ubuntu = „Ich bin, weil wir sind“

Ein Mann kommt in ein Dorf. In der Hand einen prall gefüllten Obstkorb. Er stellt ihn unter einen Baum und fordert die Kinder, die ihn neugierig beobachten, zum Wettrennen auf: Wer als Erster am Baum ist, bekommt den Korb.“ Die Kinder stellen sich an der Ziellinie auf, aber nach dem Start passiert etwas Seltsames. Die Größeren nehmen die Kleineren an die Hand, bis schließlich alle gemeinsam am Baum ankommen und sich abwartend um den Korb setzen. Auf die Frage des verblüfften Mannes antworten sie: Wie kann jemand von uns sich über das Obst freuen, wenn alle anderen traurig sind, weil sie nichts abbekommen?

Das ist Geschichte aus Simbabwe. Die Kinder erklären, was dort mit dem Wort „Ubuntu“ gemeint ist, nämlich so viel wie:  „Ich bin, weil wir sind!“

Diese Einstellung und Haltung wünsche ich mir auch für uns und unsere Gesellschaft, um gemeinsam die gegenwärtigen Herausforderungen zu meistern. Das möchte ich ganz konkret an zwei aktuellen Beispielen festmachen:

Erstens: Im Umgang mit dem Coronavirus kann jeder und jede von uns sich z. B. häufig und sorgfältig die Hände waschen, auf zu nahe Umgangsformen verzichten, kein Desinfektionsmittel aus Kliniken abfüllen, umsichtig erst telefonisch Kontakt zur Ärztin herstellen. Ganz ähnlich, wie die Kinder aus Simbabwe an die Kleineren und Langsameren dachten sollten wir hier aus Rücksicht auf die älteren und vorerkrankten Mitmenschen handeln. So helfen wir, die Verbreitung zu verzögern, damit die medizinische Forschung mehr Zeit bekommt, ein wirksames Mittel zur Behandlung zu finden.

Zweitens: Unsere Demokratie braucht Männer und Frauen, die politische Verantwortung übernehmen und dies als Ortsvorsteher oder Bürgermeisterin tun. Wie kann es sein, dass über 60 Prozent von ihnen üble Beleidigungen, Hass und Gewalt erfahren müssen? Auch wenn ich anderer Meinung bin oder mich über eine kommunalpolitische Entscheidung ärgere, kann ich doch respektvoll und angemessen damit umgehen.

„Ich bin, weil wir sind“ – diese Haltung und Einsicht helfen, selbst zum  Wohl der Mitmenschen beizutragen und sich verantwortlich als Teil einer Gemeinschaft einzubringen.