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Tu das, so wirst du leben

Die Tochter macht sich große Sorgen um ihre Eltern. Bei einem Gespräch habe ich sie kennengelernt. Wie soll es nur weitergehen mit Mutti und Vati?, fragt sich die junge Frau. Alleine können sie zu Hause nicht mehr klar kommen. Ihr Vater wird von ihrer Mutter gepflegt. Beide wollen aber nicht ihr vertrautes Zuhause verlassen. Vorsorge haben sie auch nicht getroffen. Alles hängt von der Tochter ab. Aber die lebt in einer anderen Stadt. Als der Vater ins Krankenhaus kommt, beschließt die Tochter mit den Ärzten und der Mutter zusammen, dass es für den Vater an einem neuen Ort weitergehen muss. Er kommt in ein Altenheim und wird dort von der Mutter und der Tochter besucht. Immer wieder sagt er, er möchte nach Hause. Ein Jahr später stirbt er. Egal, ob in der Stadt oder auf dem Land: Menschen, die den Familienzusammenhalt leben wollen, haben es heute schwer, einander das zu geben, was im Alter nötig ist.

Vor kurzem bin ich von der Stadt aufs Land gezogen. In meinem Dorf gibt es einen Verein mit Namen: „wir füreinander“. Es ist eine Initiative Ehrenamtlicher, die Zeit, Kraft und ihre Talente anderen zur Verfügung stellen. So werden Fahrdienste, Hilfe im Haushalt,  Besuche, Spaziergänge und Einkäufe organisiert. Meine erste Reaktion war: Dass es das noch gibt!?!? Menschen, die anderen freiwillig helfen! Ohne einen Pflegekonzern im Hintergrund, sondern einfach so: Von Mensch zu Mensch. Ich bin überzeugt: Was bei uns im Dorf passiert, kann ein Modell sein für das Zusammenleben von Menschen auf der ganzen Welt.

„Tu das, so wirst Du leben“. Das ist die Zusage an jeden, der Gott und seine Nächsten liebt. So, wie es der barmherzige Samariter tut, der einen unter die Räuber Gefallenen nicht gleichgültig liegen lässt. Im Gegenteil. Er kümmert sich um ihn. Und als er selbst sich nicht mehr kümmern kann, sorgt er dafür, dass andere fürsorglich in seinem Sinn weiter machen. Solidarität fängt bei der Nähe zu meinem Nächsten an, der mich braucht, egal welcher Herkunft. Wenn ich mich um ihn kümmere, dann handle ich im Sinne Jesu. Mit dem Geist der Nächstenliebe, den Jesus mir geschenkt hat. „Tu das, so wirst du leben.“

Ich wünsche der Tochter und der Mutter, dass Menschen in ihrer Nähe sind, die ihnen im Sinne Jesu nahe sein können. Damit die Tochter und die Ehefrau auch selbst beschenkt werden.