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Trost

Trost ist eine Insel in einem Meer von Verzweiflung.

Trösten kann man durch Worte, Gesten und Berührung.

Wer getröstet wird, soll spüren, dass er, dass sie nicht allein ist.

Das Wort Trost hängt mit dem Wort „treu“ zusammen. Es bedeutet Festigkeit, Halt, Ermutigung.

Trost darf aber kein billiger Trost sein. Oder der Versuch, auch noch im Schlimmsten etwas Gutes zu sehen. Etwa indem man jemandem, der gerade um seinen Job bangt, sagt: „Es gibt nichts, was so schlecht wäre, dass es nicht auch etwas Gutes hätte“. Solche Sätze können verletzen. Auf jeden Fall aber gehen sie an dem vorbei, was ein verängstigter, trauriger oder einsamer Mensch gerade braucht.

Für die Religionen liegt Trost in der Hoffnung, dass es mehr gibt als das, was wir sehen und erfahren können. Dass es einen größeren Sinn hinter den Dingen gibt. In der Bibel wird oft von Trost gesprochen. Davon, dass Gott tröstet angesichts von Not und Elend. So schreibt der Apostel Paulus: Wie ihr an den Leiden teilhabt, so habt ihr auch am Trost teil.
Das klingt nach Vertröstung auf das Jenseits. Das wäre gefährlich: Wenn Glaube in erster Linie Vertröstung ist, macht er passiv und duldsam. Als Trost jedoch kann er stark machen und zum Halt werden.

In Zeiten von Corona kann man vielerorts erleben, wie Menschen einander ermutigen und trösten. Ich höre zurzeit oft, wie Menschen sagen: „Was ich da gesehen oder gelesen habe, hat mich berührt.“ Wenn schon echte Berührung von Haut zu Haut für viele gerade nicht möglich ist, so holt man sich das Berührt- und damit das Getröstet-Werden auf andere Art.

Menschen rücken zusammen zu einer Trostgemeinschaft. Viele bringen sich ein: Die einen als Helferinnen und Helfer bei der Versorgung von Menschen mit Lebensmitteln, die anderen als Ehrenamtliche bei der Telefonseelsorge, die Dritten, indem sie Musik von Balkonen spielen. Trostgemeinschaft: Was für ein schönes Wort!

Ein anderes schönes Wort ist „getrost“. Es bedeutet: ohne Bedenken, ohne Furcht, voller Vertrauen. Wie in diesen Zeilen von Rainer Maria Rilke:

„Man muss den Dingen die eigene stille,

ungestörte Entwicklung lassen. (…)

Reifen wie der Baum, der seine Säfte nicht drängt

und getrost in den Stürmen des Frühlings steht,

ohne Angst, dass dahinter kein Sommer kommen könnte.“

 

Kann man andere nur trösten, wenn man selbst stark ist? Nein, im Gegenteil. Gerade Menschen, in deren Leben nicht alles rund gelaufen ist, können andere gut unterstützen.

 

Wie man einen anderen tröstet, das kann sehr verschieden sein.

Manche wollen lieber, dass man sich schweigend zu ihnen setzt.

Andere wollen reden, wollen, dass man ihnen zuhört.

Was zählt ist, mit traurigen Gefühlen nicht allein sein zu müssen.

 

Heile, heile Segen – so tröstet man Kinder.

Ein sanftes Pusten über das aufgeschlagene Knie eines kleinen Fußballhelden lässt seine Tränen trocknen.

Was sind Ihre Seelentröster?

Meine sind zum Beispiel diese:

das Lied „Yesterday“ von den Beatles,

der Augenblick, in dem sich eine liebe Freundin bei einem Video-Chat auf dem Bildschirm dazuschaltet,

die letzten Sonnenstrahlen am Abend,

ein philosophisches Gespräch im Radio,

die alten Geschichten von Erich Kästner,

Vogelgezwitscher am Morgen.

 

Meine Hoffnung ist, dass es gelingt, wie die Bäume in dem Gedicht von Rilke

„… getrost in den Stürmen des Frühlings (zu) stehen,

ohne Angst, dass dahinter kein Sommer kommen könnte.“